Thomas Manns Roman „Zauberberg“ entstand vor einhundert Jahren / Er ist ebenso lebendig wie seine Lieblingscigarre – die auch im Roman eine Hauptrolle spielt
„Wiedergeburt der Maria Mancini“ schrieb 2001 der Kollege Hans Bewersdorff in der “Welt am Sonntag“
(welt/sp) Originalartikel aus der ‚Welt am Sonntag‘, deshalb Cigarre mit „Z“. “Es war das TV-Ereignis in der Weihnachtszeit 2001 – und die stille Wiedergeburt einer berühmten Zigarre… / Siebeneinhalb Millionen Deutsche sahen den ARD-Dreiteiler „Die Manns“. Auch für so manchen Connaisseur war die Verfilmung über das bewegte Leben des großen Romanciers und seines Clans ein Leckerbissen. Thomas Mann liebte die Zigarre nicht nur in seinen Büchern. Er behandelte sie auch im wahren Leben wie eine Königin. Erinnerungen an den „Zauberberg“ wurden wach. In dem berühmten Roman ließ der Dichter Hans Castorp für sich schwärmen: „Und er entnahm seinem automobilledernen und mit silbernem Monogramm geschmückten Etui ein Exemplar von Maria Mancini, ein schönes Exemplar der obersten Lage, an einer Seite abgeplattet, wie er es besonders liebte, kupierte die Spitze mit einem kleinen, eckig schneidenden Instrument, das er an der Uhrkette trug, ließ seinen Taschenzündapparat aufflammen und setzte die ziemlich lange, vorn stumpfe Zigarre mit einigen hingebungsvoll paffenden Zügen in Brand.“
Die beschriebene Maria Mancini war zweifellos eine Corona
„Manns Lieblingszigarre wurde in Bremen produziert und war bis zum Zweiten Weltkrieg die erlesenste und mit 60 Pfennig auch die teuerste Zigarre Deutschlands. Noch zu Lebzeiten des Schriftstellers verschwand sie vom Markt, geriet aber nie völlig in Vergessenheit. Die traditionsreiche Bünder Zigarrenmanufaktur August Schuster, Inhaber der Namensrechte, arbeitete ab 1998 an der Neubelebung von Maria Mancini. Aus den Archiven und den Beschreibungen in Thomas Manns „Zauberberg“ ergab sich eine Charakterisierung der alten Zigarre und damit eine relativ exakte Vorgabe für die Neue: „Es ist eine mittelvolle Mischung und sehr würzig, aber leicht auf der Zunge. Sie hat es gern, wenn man ihr lange die Asche lässt, ich streife höchstens nur zweimal. Natürlich hat sie ihre kleinen Launen, aber die Kontrolle bei der Herstellung muss besonders genau sein, denn Maria ist sehr zuverlässig in ihren Eigenschaften und luftet vollkommen gleichmäßig.“ Der damaligen Authentizität entsprechend wurde zunächst an einen optimierten Shortfiller gedacht. Annähernd zeitgleich arbeiteten Agronomen in Honduras ebenfalls an der gleichen Idee für den amerikanischen Markt. Unter der Regie eines der größten US-Importeure wurde das Projekt Ende 1999 realisiert. Doch es dauerte noch über ein Jahr bis eine von der Firma Schuster gewünschte Weiterentwicklung für den europäischen Markt zur Verfügung stand.“
Hier geht es zu diesem großartigen Artikel über ein großartiges Buch und eine großartige Cigarre:
https://www.welt.de/print-wams/article618426/Wiedergeburt-der-Maria-Mancini.html