Der Tag, an dem ich aufhörte, anderen die Schuld zu geben – „Blaming“
Die Juli-Kolumne von Mike Assmann
(ma/sp) Im Englischen nennt man es Blaming. Schuldzuweisung. Ein kleines Wort mit großer Wirkung. Für viele ist es zur täglichen Praxis geworden: Der Chef ist schuld, der Partner, die Politik, das Wetter – oder einfach „die Umstände“. Es ist bequem, die Verantwortung abzugeben. Schließlich entlastet es uns. Doch es ist eine trügerische Entlastung, denn sie nimmt uns etwas viel Wertvolleres: unsere Handlungsfähigkeit.
Wer anderen die Schuld gibt, gibt auch das Steuer aus der Hand. Man wird zum Beifahrer im eigenen Leben – unfreiwillig, aber selbstgewählt. Und das ist das eigentlich Fatale: Wir machen uns klein, unfähig, machtlos. Die Schuldzuweisung wird zur inneren Blockade, zur Ausrede, nicht ins Handeln kommen zu müssen. Und irgendwann glauben wir sogar selbst daran, es entsteht eine neue Gewohnheit.
Doch was ist mit Situationen, in denen objektiv „ein anderer“ einen Fehler gemacht hat? Die Antwort ist unbequem: Auch dann bleibt es unsere Entscheidung, wie wir damit umgehen. Wir können weiter mit dem Finger zeigen – oder ihn endlich heben, um zu handeln. Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, die Schuld auf sich zu laden, sondern sich die Macht zurückzuholen, sein Leben selbst zu gestalten.
Der Tag, an dem ich aufhörte, anderen die Schuld zu geben, war der Tag, an dem ich begann, wirklich frei zu sein. Seitdem frage ich mich nicht mehr, wer Schuld hat – sondern was ich tun kann. Das Leben ist zu kurz, um es an Ausreden zu verlieren.
Also: Leb dein Leben. Mach dich frei von Erwartungen, von Schuld, von Ausreden. Lass nicht zu, dass andere dich von deinem Weg abbringen. Du bist nicht das Opfer deiner Umstände – du bist der Schöpfer deiner Wirklichkeit.
Herzliche Grüße
Dein
Mike Aßmann
