Wo Leben zur Lust wird

Bohème Sauvage – Treffpunkt der Lasziven

(pm/sp) „Haben Sie Feuer?“, haucht die sinnliche Stimme einer bezaubernden Mittdreißigerin mit einem gehörigen Schuss Esprit dem Mann vor ihr ins Ohr. „Selbstverständlich Gnädige Frau“. Sie hält ihm die lange, mit Pailletten bestückte Zigarettenspitze hin, in die eine zeitgenössische Zigarettenmarke steckt und sieht ihn mit lasziven Blicken an. Er trägt schwarzen Smoking, samt Fliege und Kummerbund, lässt sein Monokel gekonnt aus dem linken Auge gleiten und zieht kurz an seiner Cigarre, ehe er ihrer Bitte nachkommt. Anschließend begrüßt er sie mit Handkuss. Ihr Charleston Kleid, gekrönt von einer schwarzen Perlenkette und begleitet von langen weißen Handschuhen offenbaren es – wir sind in den goldenen Zwanzigern angekommen. Allerdings nicht etwa in der Filmkulisse von Babylon Berlin sondern im echten Berlin Anno 2019, im Ballhaus in Berlins Mitte.

Bohème Sauvage – Treffpunkt der Lasziven

Die Veranstaltungsreihe Bohème Sauvage initiiert stilecht und mit Liebe zum Detail das ausschweifende Partyleben der Zwanziger Jahre Berlins. Höflichkeit gepaart mit Laszivität und einer gehörigen Portion Frivolität sind wichtige Zutaten für den Abend. Das Publikum ist ein Querschnitt der Bevölkerung: Studenten neben Handwerkern, Ärztinnen treffen auf Hausmänner, Gärtnerinnen tanzen mit IT-Managern. Heute Abend ist die graue Maus aus der Buchhaltung die Diva und der schüchterne Systemadministrator gibt den galanten Gigolo. Klischees werden bedient und gefeiert. Alle vereint der Wunsch, für einen Abend dem Alltag zu entfliehen in eine Zeit, die Ausgelassenheit jenseits der üblichen Wege verspricht: mit Esprit, Verwandlungskunst ohne Karnevalskitsch und alles gepaart mit Sinnlichkeit, Lust und Lebensfreude. Es ist wieder Zeit die Zeit zu vergessen und das ewig Gestrige in ein gestriges Ewige zu verwandeln. Nicht nur in Deutschlands Feierhauptstadt der 1920-er, sondern auch in Hamburg, Köln, Wien und sogar bei den eher reservierten Schweizern in Zürich hält die von der „Gesellschaft für mondäne Unterhaltung“ und ihrer stilechten Chefin Else Edelstahl präsentierten Veranstaltung Einzug. Hier werden Dekadenz und Freizügigkeit als Kontrapunkt zu Veganismus und „political correctness“ wie ein Tanz auf dem Vulkan zelebriert. Auch die goldenen Zwanziger waren von einer subtilen Endzeitstimmung geprägt. Das Motto damals: Feiern bis zum Niedergang. Daher gilt seinerzeit wie heute: Genuss schlägt Genügsamkeit.

Neben dem Absinth, dem einstigen Lieblingsgetränk der Künstler und Literaten wird bei den Events geraucht und geflirtet was das Zeug hält. Die entsprechenden Rauchutensilien kommen zumeist aus deutschen Landen: die facettenreichen Zigarettenspitzen werden von Deutschlands Marktführer Denicotea in Bergisch Gladbach gefertigt. Die geschichtsträchtige Zigaretten der Marke Afri kommen im Retrolook als Vintage Soft-Pack aus dem beschaulichen Trier daher. Und die Cigarre? Die handgerollten Buena Vista Cigarren kommen aus der Dominikanischen Republik und werden dort vom Bünder Cigarrenhersteller Arnold André gefertigt. Alles stilecht und mit Liebe zum Genuss.

Die bezaubernde Mittdreißigerin hat an diesem Abend nicht nur Feuer für ihre Zigaretten bekommen und sich nach einem ausschweifenden Abend voller Tanz und Lebenslust mit ihrem „Anzünder“ auf den Heimweg gemacht. Sie ist beim nächsten Mal wieder dabei wenn es heißt: Es leben die goldenen Zwanziger!

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