Von der Schnapsidee zum Verkaufsschlager: Whisky trifft Cognac

Familienbetrieb stellt Whisky mit Cognac-Note vor

(pm/sp) Eigentlich begann alles durch einen Witz, eine regelrechte Schnapsidee, die dem Landwirt und Whiskyliebhaber Christophe Dupic kurz vor der Jahrtausendwende bei einer Reise nach Schottland kam. Und wenn sein Familienbetrieb in Rozelieures, einer Gemeinde südöstlich von Nancy in Lothringen, zum Spaß die Herstellung von Whisky ausprobieren würde? Schließlich verfügte er über alle dafür erforderlichen Einrichtungen und über Gerste, die als Basis dienen konnte. Sein Hauptgeschäft bestand bis dahin in der Ernte und dem Verkauf von Getreide sowie von Mirabellen. Dank der kalten Winter und heißen Sommer wächst diese gelbe Pflaumenart im Osten Frankreichs so üppig wie nirgendwo sonst in Europa. Seit 1860 besaßen die Vorfahren von Dupics Frau Sabine Grallet einen landwirtschaftlichen Betrieb, dessen berühmtestes Erzeugnis sein doppelt destillierter lothringischer Mirabellenbrand war.

Brennerei in sechster Generation
Dupics eigentlich abwegige Idee, einen französischen Single Malt Whisky zu kreieren, leitete eine entscheidende Wende für die Firma ein. Ihr „Whisky Rozelieures“, wie sie das Produkt nach dem knapp 800 Einwohner zählenden Örtchen benannten, entwickelte sich zum Verkaufsrenner. Zwar hatten sie dafür jahrelang geforscht, investiert und Experimente in Fermentation, Destillation und Reife gemacht. Überrascht wurden sie trotzdem von dem Erfolg. „Vor 25 Jahren hätten alle Studien gesagt, dass sich das nicht lohnt, aber inzwischen stellt Whisky unser Hauptgeschäft dar“, sagt Maxime Dupic. Mit 25 Jahren ist der älteste der drei Söhne des Besitzer-Ehepaars bereits ins Geschäft eingestiegen, als Vertreter der sechsten Generation. 2007 wurden die ersten 50.000 Flaschen mit einem Alter von vier Jahren abgefüllt. Inzwischen hat sich die jährliche Produktion etwa verdoppelt. Wenn die Zahl der französischen Whiskyhersteller in den vergangenen Jahren stark anstieg, so liegt das auch an der hohen Nachfrage in Frankreich. Das Land von Wein, Champagner, aber auch Cognac oder Rum war bis zum vergangenen Jahr hinsichtlich des Verkaufsumfangs der erste Markt für Whisky weltweit, seither wurde es vom deutlich bevölkerungsreicheren Indien überholt. Weiterhin liegt Frankreich vor Irland oder Schottland, wo das Getränk herkommt und wo Puristen es nach wie vor verorten.

Whisky reift in Cognacfässern
„Wir respektieren die einzelnen Herstellungsschritte akribisch, denn wir kümmern uns selbst um alle Etappen vom Anbau der Rohstoffe über die Ernte, das Mälzen und die Destillation bis zum Abfüllen“, so Maxime Dupic. „Aber wir erlauben uns zugleich Innovation durch verschiedene Malzsorten und durch die Auswahl von Fässern, die den Geschmack beein­flussen.“ Meist wurden diese schon einmal verwendet. Für welche Getränke, das zeigen die Aufschriften auf den Fässern bei einem Rundgang durch einen der Lagerkeller: Mal reifte darin Cognac, mal Sherry oder Sauternes, ein süßlicher Weißwein aus dem Bordelais. „Das gibt überraschende, oft fruchtigere oder weniger herbe Noten, mit denen wir uns von den traditionelleren Whiskys aus Schottland abheben“, sagt Dupic. Zucker oder Aromen werden nicht hinzugefügt. Auf dem Etikett seien die Assemblages, die verwendeten Jahrgänge, vermerkt. Dort ist als Symbol des Hauses auch der Vulkan abgebildet, der in der Nähe liegt, umgeben von den 300 Hektar Getreide und 40 Hektar Obstgärten, die der Familie Dupic-Grallet gehören. Der einzige Vulkan Lothringens ist längst nicht mehr aktiv, aber hilft bei der Vermarktung. Auch sie gehört zum Geschäft der Familie, die in dem großen Haus, in dem sie wohnt, arbeitet und produziert, einen Besucherbereich mit Infotafeln, einem Film­vorführungsraum und einem Verkostungsraum eingerichtet hat. Dort können Besucher nach Anmeldung Cocktails probieren oder ihren eigenen Whisky zusammenstellen.

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