Tabak-Museum Lorsch: Pfeife ist größer als Besucher

Bericht aus Lorsch / Teil 1

(pm/sp) Nicht nur Freunde des blauen Dunstes kommen in Lorsch ins Staunen: Die größte Pfeife im Tabakmuseum im südhessischen Lorsch überragt einen Menschen. Das XXL-Exemplar ist beachtliche 2,80 Meter lang. Der Pfeifenkopf kann mit zehn Kilogramm Tabak gestopft werden. „Geraucht wird einmal im Jahr, am „Tag der offenen Tür““, sagt Museumsleiter Reinhard Diehl. Für ihn ist sie „die größte funktionierende Pfeife der Welt“ – auch wenn zum Rauchen der Riesen-Pfeife der Tabak nur in einen viel kleineren Extra-Kopf kommt.

Das Museum zeigt mehrere tausend Exponate rund ums Rauchen. Mit der weltgrößten Sammlung von Bauchbinden für Cigarren (211 000) steht das Haus im Guinness-Buch der Rekorde. In den Vitrinen liegen massenweise Pfeifen. Lange, kurze, Meerschaumpfeifen und Exemplare aus Bruyère-Holz mit kunstvoll gearbeiteten Pfeifenköpfen. Die sind mitunter mit farbenprächtigen Darstellungen verziert. Auch Pfeifen von Prominenten sind zu sehen, etwa eine von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) oder von SPD-Zuchtmeister Herbert Wehner.

Ein länglicher Porzellankopf zeigt auf der Vorderseite Hahn und Henne beim Liebesspiel, auf der Rückseite zwei verliebte Tauben. „Wer sich aufs Küssen legt, der legt sich auch aufs Bette“ meint die Umschrift. Zu sehen ist auch viel Drumherum um Pfeifen, Cigarren und Zigaretten. Tabakdosen zum Beispiel: Aus einer Miesmuschel, aus einer Seychellennuss, aus Porzellan, aus Metall. Es gibt auch ein Exemplar für den schwarzen Humor: Ein Sarg als Tabakdose.

Dass es gerade in Lorsch ein solches Museum gibt, hängt mit den Tabakfabriken der Stadt zusammen. Tausende fanden in den Betrieben Arbeit. „Wir waren eine Hochburg“, erzählt der 71-jährige Heinrich Wahlig, der früher als Anbauer im Einsatz war. Ende der 90er ging es mit der Branche abwärts. Die Erinnerung soll mit dem Museum wach gehalten werden.

Tabak aus Lorsch? Kein großes Problem, sagt Diehl: „Wo Spargel angebaut wird, kann auch Tabak wachsen.“ Es gab aber nur einfachere Blätter, der Tabak war nicht so voll im Geschmack. „Es fehlte der Kick an tropischer Sonne“, erklärt der 58-Jährige.Die Ausstellung in der südhessischen Stadt ist auch eine Zeitreise: „Der Tabak kam zusammen mit der Kartoffel von Kolumbus übers Meer nach Europa“, erzählt Diehl. „Im 17. Jahrhundert haben Ärzte Schwangeren das Rauchen empfohlen. Es hieß, es wäre gesund.“