„Smoke on the Water“ macht Whisky-Freunde froh
Ein Whisky-Tasting samt Cigarren auf dem Dümmer ist kein alltägliches Ereignis. Den Teilnehmern macht es eine Menge Spaß.
(MO-on/sp) Holger Kaiser sitzt im Bug des Segelbootes „Sensburg“ zieht genüsslich an seiner Cigarre, hat ein mit dem taiwanesischen Whisky „Omar“ gefülltes Glas in der Hand und blickt mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck über den Dümmer, während am Horizont die Sonne untergeht. Zu diesem Zeitpunkt nahm der 46-Jährige zusammen mit seiner Clique bereits anderthalb Stunden an dem Event „Smoke on the Water“ teil. Die Veranstaltung wurde vom British Yacht Club, der Segelschule Schlick und Robert Bücker vom gleichnamigen Dinklager Weinhaus organisiert. Im Laufe der mehrstündigen Veranstaltung konnten die Teilnehmer zwei Cigarren, mehrere Rum- und Whisky-Sorten verkosten. Holger Kaiser kennt sich mit Tastings aus, aber auf einem Boot mitten im Dümmer, „das ist etwas ganz anderes“.
Der Dinklager wurde von Thomas Stief, Michael Modrok, Martin Stolzenbach und Bernd Pille begleitet. Die Stimmung war von Anfang an locker und lustig. Noch am Steg gab es den Begrüßungscocktail „Dark & Stormy“. Dabei handele es sich um einen so genannten „Signature Drink“, erzählte Bücker, das bedeute dieser dürfe nur unter diesem Namen angeboten werden, wenn er aus bestimmten Zutaten hergestellt wird. In diesem Falle mit Goslings „Black Seal Rum“ und „Ginger Beer“. Letzteres gibt dem Longdrink eine gewisse Schärfe, über die auch gleich ausgiebig diskutiert wurde.
Mit den beiden Booten „Berlin“ und „Sensburg“, unter ihren Skippern Jens Schlick und Helmut Krieger, ging es anschließend aufs Wasser. Zwei Boote, damit die Corona-Hygieneregeln eingehalten werden konnten. Die beiden Kapitäne brauchen dafür den Sportbootführerschein „Binnen mit Motorteil“ sowie einen Fahrgastbeförderungsschein. Aufgrund der geringen Tiefe des Sees sei die größte Herausforderung nirgends aufzulaufen, meinte Helmut Krieger über den Törn. Was Dominik Südkamp im Laufe des Abends unter Beweis stellte, als er sich eine Abkühlung verschaffte, indem er in den Dümmer sprang. Er konnte problemlos neben den Booten stehen.
Nach einer kurzen Fahrt mit dem leise aber stetig tuckernden Motor, es herrschte absolute Windstille, wurden die Boote mit einem Floß vertäut. „Die Location ist geil, so in der Abendsonne auf dem Dümmer“, meinte Holger Kaiser und stieß damit in seinem Boot auf allgemeinen Konsens. Auf dem See schenkte Robert Bücker einen „Pusser’s Rum“ aus. Dieser wird nach dem Originalrezept der Royal Navy hergestellt. Bei der britischen Marine erhielten die Seeleute bis zum „Black Tot Day“ am 31. Juli 1970 einen
Pint Rum am Tag. Auf diese Bemerkung Bückers kommentierte ein Teilnehmer „Junge, die haben den Traum gelebt!“ Das Testen war also nur die halbe Miete, nebenbei gab es Geschichten, Anekdoten und viel Wissenswertes.
Beim Anzünden der Cigarre sei es wichtig kein Benzinfeuerzeug zu verwenden, denn sonst zögen die Benzindämpfe in die Cigarre und würden deren Geschmack ruinieren. Im Idealfall zünden man eine Cigarre mit einem Stück Zedernholz an und dreht diese, so dass sie im Anschluss möglichst gleichmäßig abbrennt. „Cigarre rauchen ist reiner Genuss“, meinte Bücker und setzte noch einen drauf: „Cigarre rauchen ist etwas für Nichtraucher, da sie nicht auf Lunge geraucht wird.“ Als erste Cigarre gab es eine „Connecticut Robusto“ von „La Aurora“ aus der Dominikanischen Republik. Robusto sei das perfekte Einstiegsformat, meinte Robert Bücker. Bei Cigarren lasse es sich auf die Formel reduzieren: „Je kleiner und kürzer, umso härter ist sie.“ Das zeigte sich auch an diesem Abend bei der zweiten Cigarre: eine „Brick House“ im Churchillformat. „Die ist milder, nicht so kräftig“, meinte Thomas Stief und Holger Kaiser ergänzte, „die ist angenehm.“ Dazu gab es einen Whisky aus Taiwan. „Der riecht richtig lecker“, stellte Thomas Stief fest während Holger Kaiser schmunzelnd antwortete, „der schmeckt ‚auch‘ lecker.“
Zu einem Glas „Dos Maderas“ gab es eine kleine Information zum so genannten „Angels Share“, also dem „Schluck der Engel“. Damit bezeichnet man den Teil, der bei der Whisky- und Rumherstellung während der Lagerung in Fässern verdunstet. In der Karibik liege dieser locker im zweistelligen Bereich, meinte Bücker.
Michael Modrok meinte, „es war super erholsam.“ – „Das schreit nach Wiederholung“, war das Fazit von Holger Kaiser. Er erntete nicht nur von seinen Freunden ein zustimmendes Nicken. Kein Wunder, war es doch ein ereignisreicher Törn. So stellte das Boot Berlin die Szene aus Titanic im Bug des eigenen Schiffes nach und sang dazu „My heart will go on“. Zum Abschluss ging es noch auf einen kleinen Snack samt Absacker in den British Yacht Club in Lembruch.
(BildCredit) Christoph Heinzel