Nienburg: Tabakdose aus dem 17. Jahrhundert ist Objekt des Monats

Rarität: Tabakdose von 1755 mit „Ewigem Kalender“

(po/sp) Im 16. Jahrhundert brachten Seeleute den Tabak nach Europa. Vorher war er in der Alten Welt gänzlich unbekannt. Im frühen 17. Jahrhundert war der Tabakkonsum auch im Deutschen Reich angekommen und breitete sich rasch aus. Spätestens 1750 hatte sich der Tabak als Konsumartikel für breite Kreise der Gesellschaft durchgesetzt. Aus dieser Zeit stammt auch das Objekt des Monats April im Nienburger Museum: eine Rauchtabakdose, gefertigt 1755 in den Niederlanden aus Kupfer- und Messingblech.

Deckel und Boden der Tabakdosen boten Flächen für die verschiedensten künstlerischen Ausgestaltungen. Bei dieser Dose haben beide Flächen auch noch einen praktischen Nutzen: Auf der Unterseite findet sich eine sogenannte „Log-Tabelle“ zur Bestimmung der Geschwindigkeit eines Segelschiffes und auf dem Deckel ein „Ewiger Kalender“. Es ist also eine Seemanns-Tabakdose, ähnlich denen, die ein gewisser Pieter Harm in seiner nautischen Schule „Regt door Zee“, was so viel heißt wie „Segle einen geraden Kurs“, zwischen 1729 und 1776 in Amsterdam in großer Stückzahl herstellte und verkaufte.

Die Oberseite des Deckels der originalen Dosen von Pieter Harm war stets mit den gleichen einfachen Vignetten geschmückt: Links war immer Julius Caesar mit dreizackiger Krone und der Unterschrift „Voor Christi 45“ dargestellt und rechts Papst Gregor XIII mit zweizipfliger Mitra und der Jahreszahl 1482. Das erste Datum, 45 v. Chr., ist das Jahr der Einführung des Julianischen Kalenders durch Julius Caesar. Das zweite Datum, 1482, soll sich auf die Einführung des Gregorianischen Kalenders beziehen. Leider hat sich der Dosenmacher hier um 100 Jahre geirrt, denn der Gregorianische Kalender wurde erst 1582 eingeführt.

Bei dieser Dose nun ist links ebenfalls eine Person mit dreizackiger Krone dargestellt, allerdings mit der Jahreszahl 1543. Ob der Dosenmacher diese Jahreszahl aus Unkenntnis verwendet hat oder ob er dabei an Nicolaus Copernicus (1473–1543) gedacht hat, der durch seine Forschungen die Gregorianische Kalenderreform von 1582 beeinflusste und im Jahr 1543 verstarb, ist ungewiss. Mit der vor der Jahreszahl 1543 stehenden Gravur „Voor Christi“ ergibt sie jedenfalls keinen Sinn. Rechts ist wieder Papst Gregor XIII mit zweizipfliger Mitra dargestellt, diesmal allerdings mit der richtigen Jahreszahl 1582. Ob der Dosenmacher auch Fehler im Kalender oder der Log-Tabelle graviert hat, lässt sich nicht so einfach feststellen.

Foto: Deckel der Tabakdose von 1755 mit „Ewigem Kalender“ und der Darstellung von Julius Caesar und Papst Gregor XIII. Credit: Museum Nienburg