Nachgefragt bei Oliver Kopp (Geschäftsführer der Kopp Pfeifen GmbH)

Hundert Jahre Kopp und ganz weise?

Frage: Ein Global Player der Tabakwarenbranche, die Kopp GmbH, feiert hundert Jahre Marktpräsenz. War das vor hundert Jahren vorauszusehen? Zwischen 1919 und 2019 liegen ereignisreiche Jahre. Kriegsjahre, Neuaufstellungen, Produktveränderungen, technische Innovationen und auch neuerdings wieder poltische Zwänge. Wie waren diese Stolpersteine, eher Felsbrocken, alle zu überwinden?

Oliver Kopp (OK): Global Player klingt doch ein bisschen zu groß, aber ja, wir sind ganz gut vernetzt und mit unseren eigenen Firmen und unseren Beteiligungen recht breit aufgestellt. Ich denke nicht, dass sich unser Urgroßvater Martin Wess hätte vorstellen können, dass sich die von ihm gegründete Firma beziehungsweise die Nachfolgefirma auch hundert Jahre später noch in Familienhand befindet. Jede der bisher vier Generationen hat sicherlich ihr Bestes gegeben, damit es uns auch heute noch gibt. Und jede Zeit hatte ihre ganz eigenen Probleme. Die eine Generation hatte mit der Neugründung und dem Aufbau direkt nach dem ersten Weltkrieg zu tun, die nächste Generation mit dem Wiederaufbau, unser Vater dann mit Erhalt und darauffolgender Expansion. Er hat rechtzeitig das Sortiment umgestellt, wieder vernünftiges Geld verdient und genug Grundkapital beiseite gepackt um im richtigen Moment zupacken zu können. Damit verbundenen war auch ein hohes unternehmerisches Risiko, denn die Bankkredite die er dennoch hierzu aufnehmen musste, bescherten ihm zwei Jahrzehnte schlaflose Nächte. Von den einhundert Unternehmens-Jahren hat er stolze 60 Jahre aktiv und erfolgreich mitgewirkt und die Weichen gestellt. Heute haben wir mit Rauchverboten, Gesetzeszwängen, Richtlinien und Bürokratie in nie dagewesenem Umfang zu kämpfen. Auch der e-Commerce stellt die Welt auf den Kopf. Der Wandel in den letzten zwanzig Jahren war erheblich und wird weitergehen. Hierauf müssen wir die geeigneten Antworten finden. Niemand in der Branche kann sagen wo er in 15 Jahren stehen wird. Nach der TPD 2 kommt die TPD 3 usw.! Vielleicht irgendwann einmal eine Nikotinsteuer. Wir sind einfach zu vielen äußeren Faktoren ausgesetzt. Fakt ist, wenn die WHO und Brüssel Tabak beziehungsweise Nikotin ausmerzen möchten, können sie das auf ganz legalem Weg durch immer höhere bürokratische Anforderungen und immer höhere Steuern. Da hilft auch kein Blick durch die rosafarbene Tabakbrille. Wir denken nicht, dass es ratsam ist, alles auf die Tabakkarte zu setzen. Fakt ist aber auch “genuckelt“ wird immer, woran auch immer. Schließlich ist das ein „Urreflex“ des Menschen.

Frage: Das Angebotsportfolio des Hauses Kopp hat sich gewandelt, wurde stets ergänzt. Sie sind heute Europas Tabakpfeifen-Distributor Nummer 1. Zudem sind Sie in anderen Segmenten der Branche mit Beteiligungen verbandelt. Das ist ja insgesamt eine große Nummer. Alles im Griff?

OK: Für große Firmen sind Pfeifen viel zu kompliziert und zu individuell im Handling. Nicht immer frisst der Große den Kleinen, sondern oft eben auch der Schnelle den Langsamen. Ich denke in den letzten Jahren war Schnelligkeit unsere größte Stärke, aber auch eine große Kreativität, denn ohne innovative Produkte gibt es kein Kaufanreiz. Zugute kommen uns außerdem unser großer Binnenmarkt und unser engmaschiges Netz an teilweise edlen Tabakwarengeschäften. Die Entwicklung der Marke Rattray´s liegt in unserem Verantwortungsbereich. Wir legen hier seit zehn Jahren zweistellig zu. Ich halte unser Sortiment für eins der spannendsten und abwechslungsreichsten im Pfeifenbereich. Für Kopp Premium Pipes und unsere neue Firma Kopp Smoking Systems sind wir hauptverantwortlich, bei Kohlhase und Kopp führen Adam und Daniel Kohlhase die aktiven Geschäfte und bei der Filialgruppe Dürninger gibt es ebenfalls einen eigenen Geschäftsführer. Insgesamt läuft aber schon einiges auf meinem Schreibtisch auf, langweilig wird es definitiv nie. Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: Ja, es ist alles sehr umfangreich, aber toi, toi, toi, soweit „alles im Griff“.

Frage: Sie und Ihr Bruder Thilo haben das Erbe eines absoluten „Machers“ angetreten. Bernd Kopp war und ist ein Paradebeispiel für den Vollblut-Unternehmer schlechthin, ein Mann mit dem stets richtigen Gespür für Entscheidungen im Markt. Nun haben Sie durch eine Unternehmens-Übernahme im RBA-Segment aktuelle Akzente gesetzt. Geht das so weiter oder setzen Sie vorrangig auf stabilisieren?

OK: Die Fußstapfen unseres Vaters sind natürlich groß. Er hat einen wirklich guten Riecher, ist geschäftstüchtig, immer noch extrem sparsam, ehrgeizig und hat ein gutes Händchen für Allianzen. Aber ich bin nun auch seit über 24 Jahren im Geschäft, mein Bruder 14. Wir hatten also einen guten Lehrmeister. Manchmal tun sich Türen auf. Als mein Bruder und ich von einem Lieferanten einen Hinweis erhielten, musste der Inhaber der Marke „White Elephant“ nicht lange auf unseren Anruf warten. Die Chemie mit Herrn Maderholz hat sofort gepasst. Die Filter- und Reinigerfirma ist unser Neuzugang und steht zurzeit in unserem Fokus. Ich sehe ein sehr großes Potenzial in unserer Marke „White Elephant“. Der Launch der neuen Kollektion „Superflow“ steht kurz bevor. Neues frisches Design bei guter Qualität und fairem Preis. Ich bin fest überzeugt, dass dies eine gute Geschichte für uns wird. Um die vorgesehenen Umsatzverdreifachung innerhalb der nächsten drei Jahre zu erreichen, werden wir sukzessive in die Ausweitung des Maschinenparks investieren. „Schaun mer mal“, wie sich das alles so entwickelt. Wir sind zuversichtlich. Auch bei der Firma Dürninger werden wir gemeinsam mit unseren Partnern sicherlich noch den einen oder anderen Geschäftskauf tätigen. Uns wird also auch in Zukunft nicht langweilig. In jedem Fall möchten wir jedoch finanziell unabhängig und beweglich bleiben. Wie mein Vater so gerne sagt, “Lieber ein kleiner Kaufmann als ein großer Knecht“.

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Kopp.