Mahlberg: Virtuell das Tabakmuseum besuchen

Das Oberrheinische Tabakmuseum in Mahlberg kann jetzt Tag und Nacht besucht werden

(pm/sp) Europas (und vermutlich auch weltweit) größtes Fachmuseum in Sachen Tabakverarbeitung ist in einer großen ehemaligen Zigarrenfabrik beheimatet, bietet über 10 000 Exponate von alten Verarbeitungsmaschinen über Pfeifen, Schnupftabakdosen, einem kompletten Tabaktrockenschopf bis hin zu Skurrilitäten wie der weltweit größten Zigarette mit 38,5 Kilo Füllgewicht oder einer Original-Pfeife von Herbert Wehner.

Schon seit mehreren Jahren träumte der ehrenamtliche Museumsleiter Patrick Benz davon, ein virtuelles Audioguide-System zusätzlich zu den realen Führungen anzubieten – für Einzelbesucher vor Ort. Doch das war der kleinen Stadt als Museumsträger bislang zu teuer. Rechnungsamtsleiter Franz Zeller fand nun eine besondere Fördermöglichkeit, nämlich das Sofortprogramm „Neustart“ des Bundesverbands Sozialkultur, das dazu dient, Museen bei coronabedingten Investitionen zu unterstützen. Im Falle Mahlbergs bedeutet das: 90 Prozent der Kosten von knapp 21 000 Euro wurden gefördert, die Stadt hatte nur noch den Rest von gut 2000 Euro aufzubringen.

Monatelang wurde an den notwendigen Info-Texten gearbeitet, neben Deutsch gibt es sie auch auf Französisch und Englisch. Bürgermeister Dietmar Benz sieht in dem Ergebnis eine große Bereicherung für das Tabakmuseum. Schließlich musste voriges Jahr die sonst übliche Besuchersaison von Mai bis September komplett ausfallen (wir berichteten). Nun sei man mit modernster Technik in der Präsentation gut aufgestellt. Der neue virtuelle Führer ermöglicht online weltweit, in neun Themenstationen mit 20 Haltepunkten durch das Museum zu streifen, komplett oder in beliebigen „Einzelhäppchen“. Dabei wechseln sich professionelle Sprecher mit weiblicher und männlicher Stimme ab. Wichtige Exponate werden erläutert, samt dazugehörigen Bildern gibt das dem Fern-Besucher das Gefühl, an einer echten Führung teilzunehmen. Dabei kann er jederzeit selbst gewählte Pausen einlegen. Grundriss-Skizzen erleichtern die Orientierung. Zusätzlich können vorhandene Videofilme abgerufen werden. Das begeistert auch den Vorsitzenden des Museumsförderkreises Wolfgang Ohnemus. Der hatte bislang ehrenamtliche Führungskräfte vor Ort gestellt, pausiert damit aber zwangsweise nun schon seit einem Jahr.

Kann das Mahlberger Tabakmuseum traditionell am 1. Mai wieder (real) Gäste empfangen? Nach aktuellem Stand wäre es möglich (Inzidenz unter 50). Jedenfalls sei man auf coronagerechten Besuch bestens vorbereitet, betonen die Verantwortlichen, etwa mit einer Trennscheibe im Kassenbereich, Stationen mit Desinfektionsmittel und klaren Abstandsregeln.

Foto: Museumsleiter Patrick Benz (links) und Bürgermeister Dietmar Benz haben es schon ausprobiert / Lahrer Zeitung

Zugang zum virtuellen Rundgang gibt es im Internet unter https://www.museum.de/audioguide/19/lang/DE