Lösen Zigaretten ohne Plastikfilter das weltweite Kippen-Problem?

„Grüne Lüge“ oder Rettung für die Umwelt? Biologisch abbaubar, trotzdem giftig?

(rtl2) In Südafrika gibt es jetzt Zigaretten, die zwar die Lunge belasten können – aber angeblich nicht die Umwelt. Das behauptet zumindest der Hersteller „Smokey Treats“, der jetzt plastikfreie „Öko-Kippen“ auf den Markt gebracht hat. In Südafrika sind die Zigaretten bereits erhältlich, bei uns (noch) nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, findet Mario Merella. Für den ehrenamtlichen „Kippenjäger“ und Umweltaktivisten aus Troisdorf bei Köln ist das Produkt „eher eine grüne Lüge“.

Klar, die Idee klingt gut: Zigaretten ohne Plastikfilter. Eigentlich längst überfällig, denn weggeworfene Kippen sind ein weltweites Umweltproblem. Allein in Deutschland werden laut Weltgesundheitsorganisation WHO täglich 400 Millionen Zigaretten geraucht – und drei Viertel davon landen nicht im Aschenbecher, sondern am Straßenrand oder in der Natur. Viele Raucher hinterlassen also ohne Ende Plastikmüll. Auch, weil Zigaretten eben Filter aus Acetat enthalten. Bis auf wenige Ausnahmen zumindest. Neben „Smokey Treats“ stellt auch die Lübecker von Eicken GmbH „Öko-Zigaretten“ mit schnell abbaubaren Filtern her.

Die „Woodland“-Zigaretten aus Südafrika sind mit Filtern aus ungebleichtem Holz-Zellstoff ausgestattet. Dem Hersteller zufolge landet darin beim Rauchen sogar mehr Teer als in herkömmlichen Filtern. Auch das Papier der Öko-Zigarette ist ungebleicht, die Tinte für die Aufschriften wurde aus Soja hergestellt, der Tabak unter fairen Bedingungen geerntet.

Was macht das Produkt dann zu einer „grünen Lüge“? Mario Merella vom Anti-Kippen-Verein „TobaCycle“ findet es zwar grundsätzlich gut, dass die neuen Zigaretten keine Rückstände hinterlassen. Aber: Ein genauso wichtiges Problem löst der Hersteller nicht – auch die „Smokey Treats“-Kippen enthalten noch Tabakreste, aus denen Giftstoffe austreten, wenn sie am Straßenrand liegen und nass werden. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Arsen, Schwermetalle wie Cadmium, Blei und natürlich Nikotin sickern in den Erdboden oder ins Grundwasser. Merella sieht mit Blick auf die „Woodland“-Zigaretten noch ein weiteres Problem: „Raucher könnten durch die Bio-Aufmachung sogar erst auf die Idee kommen, dass sie die Kippen einfach wegwerfen können.“ Dafür sollten sich die „Smokey Treats“-Gründer Davide Scott und Adam van Wyngaarden unbedingt noch eine Lösung ausdenken.