Kinzig-Brennerei feiert 15 Jahre Whisky-Destillerie
Whisky »Annorum« ist das neue Aushängeschild
(KINZ) Die Familie Brosamer lädt am Wochenende zum Hoffest und zum 15-jährigen Jubiläum der Whisky-Destillerie ein. Martin und Tanja Brosamer mit ihren Kindern Lukus und Klara freuen sich auf zahlreiche Gäste. Das Wochenende findet im Rahmen der »Gläsernen Produktion« statt. Anja Jäkle (rechts) von Amt für Landwirtschaft im Landratsamt Ortenaukreis unterstützt die Aktion.
Vor 15 Jahren hat Brennmeister Martin Brosamer mit der Herstellung von Whisky begonnen. Aus kleinen Anfängen hat sich die Whisky-Destillerie zum Aushängeschild der Kinzig-Brennerei in Biberach entwickelt. Stolz ist die Familie Brosamer darauf, dass sie nun aus ihrer ersten Produktion einen 15 Jahre gereiften Whisky abfüllen und zum Verkauf anbieten kann. Der »Annorum« dokumentiert gleichzeitig die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens. Mit einem zweitägigen Hoffest werden nun am Samstag und Sonntag, 17./18 August 2019, »15 Jahre Whisky-Destillerie« gefeiert.
Der »Annorum« Single malt cask Whisky wurde zehn Jahre in einem neuen Eichenfass gelagert und danach weitere fünf Jahre in einem Sherry-Fass vollendet. Entstanden ist ein bernsteinfarbener Whisky, der sich durch eine mandel-nussige Sherry-Note auszeichnet, die Aromen von Trauben in sich trägt und weich und ölig den Gaumen schmeichelt. Die repräsentative Verpackung für das edle Getränk ist ebenfalls ein heimisches Produkt und stammt von der Biberacher Karl Knauer KG.
Martin Brosamer hat eines von insgesamt drei Fässern seines 15-jährigen Whiskys geöffnet. Davon hat er 100 Flaschen in limitierter Auflage in der Fassstärke von 54 Prozent abgefüllt. Weitere rund 300 Flaschen des Jubiläums-Whiskys sind im Sherry-Finishing hergestellt und haben 40 Prozent Alkohol. »Dieser Whisky ist ein echte Rarität«, verspricht der Biberacher Brennmeister. Nur zwei Brennereien in Deutschland haben älteren Whisky.
Die Kinzig-Brennerei kann nun acht verschiedene Sorten Whisky anbieten. Das Angebot reicht vom vierjährigen »Schwarzwälder Whisky Rye« über den vierjährigen »Biberacher Whisky Single Malt« bis hin zum »Kinzigtäler Whisky Single Malt smoke«. Der rauchige »Geroldsecker Whisky«, sechs Jahre alt, wurde im Jahr 2018 bei der Prämierung des Kleinbrennerverbandes als »Badens best Whisky« ausgezeichnet.
Seit dem Jahr 2004 leistet Martin Brosamer in Deutschland Pionierarbeit in Sachen Whisky-Herstellung. Beim Besuch der Brennerfachschule brachte ihn ein Kollege aus dem Taunus auf die Idee, in diese Marktnische einzusteigen. Damit gehörte die Biberacher Brennerei zu den ersten vier Betrieben in Deutschland, die in diesen von Schottland und Irland dominierten Markt eintraten.
»Anfangs wurden wir belächelt«, erinnert sich Martin Brosamer, aber dies habe sich inzwischen deutlich geändert. Im Jahr 2012 gehörte er zu den 17 Gründungsmitgliedern des Verbandes Deutscher Whisky-Betriebe, dem heute 37 Brennereien angehören.
Mit der Präsenz auf Messen und Märkten wirbt der engagierte Brennmeister für seine Produkte. Die Brände der Kinzig-Brennerei werden inzwischen in rund 70 Fachgeschäften angeboten. Und natürlich steht beim Hoffest am kommenden Wochenende der Biberacher Whisky im Mittelpunkt des Interesses. Das Ziel der Familie Brosamer ist es, dass der Betrieb weiter wächst. Die Zeit haben sie dabei auf ihrer Seite: In drei Jahren wird es dann den ersten, 18 Jahre alten Whisky aus der Kinzig-Brennerei geben.
Die Familie Martin und Tanja Brosamer bewirtschaften 36,5 Hektar landwirtschaftliche Fläche, aufgeteilt in Grünland, Ackerland und Obstanlagen. Außerdem gehören noch 6,5 Hektar Wald bei der Konradskapelle und im Gewann Haubach sowie die Hoffläche im Urbann zum Betrieb. Im Stall stehen zwanzig Bullen und 10 Schweine. »Unser Leistungsspektrum reicht von der Urproduktion bis hin zur Vermarktung«, unterstreichen Martin und Tanja Brosamer, dass ihr landwirtschaftlicher Betrieb sehr vielseitig und breit aufgestellt ist.
Die Geschichte des Hofes reicht bis zum Jahr 1937 zurück, als Josef Brosamer, der Großvater des heutigen Inhabers den Betrieb einer Obst-abfindungsbrennerei aufgenommen hat. Ab 1961 führte Xaver Brosamer den Hof weiter. Der nächste Generationswechsel erfolgte im Jahr 2001. Im selben Jahr hat Martin Brosamer ein Getreidebrennrecht gekauft und damit die Grundlage für die Whisky-Herstellung geschaffen. 2004 konnte er den ersten Whisky abfüllen und mit der Vermarktung beginnen.
Die Kinzig-Brennerei ist ein echter Familienbetrieb. An der Seite von Brennmeister Martin Brosamer arbeitet seine Frau Tanja, die ausgebildete Erzieherin ist, als Agrar-Bürofachfrau und als Servicekraft im Unternehmen. Auch Sohn Lukas ist schon Feuer und Flamme für die Whisky-Herstellung. Tochter Klara muss erst noch in die elterlichen Fußstapfen hineinwachsen. Die ganze Familie unterstützt und hilft mit, wo es notwendig ist. Außerdem sind vier Teilzeitkräfte in der Landwirtschaft, im Büro und in der Gastronomie im Einsatz.
Insgesamt erzeugt die Kinzig-Brennerei jährlich rund 3500 Liter reinen Alkohol für Whisky und weitere 3000 Liter für Obstbrände. Das Obst für den Brennereibetrieb stammt zu 95 Prozent aus eigenem Anbau. Auch Teile des Getreides für die Whisky-Herstellung werden von der Familie Brosamer selbst angebaut. Nur die Mälzerei ist ausgegliedert. Insgesamt 20 Destillate, 13 Liköre, acht Sorten Whisky und zwei verschiedene Gin lassen keine Wünsche offen. Ein großer Erfolg ist auch die Vesperstube, die im Jahr 2011 eröffnet wurde. Heute kommen ca. 250 Gruppen pro Jahr zu Schnaps- und Whisky-Proben mit Vesper.
Regelmäßig ausgebucht sind die Whisky-Dinner, die fünf Mal jährlich, vor allem im Herbst und Frühjahr stattfinden. Küchenchef Helmut Gerlach bereitet ein Fünf-Gänge-Menü zu und verwendet zum Kochen auch immer verschiedene Sorten Biberacher Whisky.
Foto/Text: Hanspeter Schwendemann