„Heimat“ bleibt „Heimat“

Nachlassstundung für Hanf-Zigarettenhersteller

(pm/sp) Laut einer Mitteilung des Unternehmens hat der zuständige Richter den Nachlassvertrag der Steinacher Koch & Gsell genehmigt. Damit wurde der Konkurs der Firma abgewendet, die im Herbst 2019 Nachlassstundung beantragt hatte. Man sei wieder auf Kurs, sagen die Zigarettenmacher. Das 2015 gegründete Schweizer Start-up Koch & Gsell hat sich in der Phase eines schnellen Wachstums finanziell übernommen und zuviel investiert. Rechnungen blieben unbezahlt, der Konkurs drohte. Vor einem Jahr beantragte das Unternehmen die Nachlassstundung.

Am Freitag (18.09.) hatte ein Richter am Kreisgericht Rorschach über den vorgeschlagenen Sanierungsplan zu befinden. Wie Roger Koch, Geschäftsführer der Koch & Gsell, nun mitteilt, habe der Richter den Nachlassvertrag genehmigt. Koch: „Das Unternehmen ist wieder auf Kurs.“ Die Alternative wäre das Ende der ‚Heimat‘-Macher gewesen. Die Krise kam im Rückblick mit dem Erfolg. Die Lancierung der der ersten Tabak-und-Hanf-Zigarette 2017 brachte dem Unternehmen viel Öffentlichkeit und eine große Nachfrage, machte aber auch Unkosten nötig – Investitionen in Forschung und Entwicklung, in den Ausbau des Maschinenparks sowie in die nationale und internationale Expansion getätigt. Das, was rausging, wurde durch den Umsatz nicht gedeckt, auch wenn dieser nach Angaben von Koch & Gsell laufend wuchs. Ende 2019 konnten nicht mehr alle finanziellen Forderungen bedient werden, die Steinacher nahmen Gespräche mit Investoren auf. Diese führten aber nicht zum Erfolg. Ziel bei den Verhandlungen sei es stets gewesen, die Unabhängigkeit des Unternehmens zu wahren und gleichzeitig den Kapitalbedarf für das internationale Wachstum zu decken. «Wir haben konsequent Übernahmeangebote abgelehnt, die zur Schließung des Schweizer Standortes geführt hätten», beschreibt Roger Koch die früheren Finanzierungsgespräche.

Als sich abzeichnete, dass Koch & Gsell das benötigte Kapital nicht fristgerecht über Investoren organisieren konnte, hat das Unternehmen die Nachlassstundung beantragt, die am 19. September 2019 für sechs Monate bewilligt wurde. Aufgrund der Situation rund um Covid-19 haben die Behörden einer Verlängerung der Nachlassstundung um weitere sechs Monate zugestimmt. „Um den drohenden Konkurs des Unternehmens abzuwenden, musste Koch & Gsell diese Zeitspanne nutzen, um die finanzielle Schieflage zu begradigen“, heißte es weiter.

Die Maßnahmen haben nun laut Roger Koch zur erfolgreichen Sanierung des Unternehmens geführt: Koch & Gsell habe die Betriebskosten reduziert und den Umsatz gesteigert, so dass es seit Dezember 2019 schwarze Zahlen schreibt. Zur Tilgung von alten Verbindlichkeiten gibt es einen Nachlassvertrag zwischen Koch & Gsell und den Gläubigern, der eine Tilgung von 75 Prozent der Forderungen vorsieht. Der Richter hat laut der Mitteilung diesen Vertrag genehmigt, wodurch Koch & Gsell wieder auf Kurs sei.

Also alles gut? Roger Koch streut Asche auf sein Haupt: „Es tut mir extrem leid, dass diverse Gläubiger auf ihr Geld warten mussten und auch noch warten müssen. Dennoch haben wir mit dem Abzahlungsvertrag nun eine Lösung, bei sofort der Geld fließen und mit der Begleichung der Schulden begonnen werden kann.“ Mit seinen Investitionen in früheren Jahren habe das Unternehmen auch die Grundlage geschaffen, um reine Hanf-Pre-Rolls in Zigarettenform industriell fertigen zu können, sowie genügend Produktionskapazitäten aufgebaut, um auch Märkte über die Landesgrenzen hinaus zu bedienen. Neben der Schweiz werden Heimat-Produkte auch in Luxemburg und Belgien verkauft. Weitere Märkte folgen demnach in den nächsten Monaten. Das Unternehmen habe die Bewilligung für den Verkauf von CBD-Produkten in diversen EU-Märkten erhalten und Verhandlungen mit Distributoren seien weit fortgeschritten.

Er habe seine Lektion gelernt, sagt Roger Koch. „Unsere Ambitionen sind weiterhin groß. Wir werden aber nichts mehr eingehen, was wir nicht aus eigener Kraft finanzieren können. Auf externe Investitionen verlassen wir uns vorderhand nicht mehr. Gespräche mit potenziellen Investoren führe ich weiterhin, jedoch mit geringerer Priorität. Wir müssen Maß halten – so etwas wie das letzte Jahr möchten wir alle nicht noch einmal erleben.“