Ein Sonderling: Freising steht Kopf – auf einem Pfeifenkopf

Porzellanpfeife aus dem Jahre 1840

(pm/sp) „100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum“, so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden.

Tabakpfeife mit Freising-Motiv
Was auf Tassen geht, das funktioniert auch auf einer Tabakpfeife. Und so ziert den aus Porzellan gefertigten Kopf dieser Pfeife, die um 1840 entstand, eine Ansicht der Stadt. Wer sie wo geschaffen hat, ist unbekannt. Ulrike Götz, Direktorin des Stadtmuseums, schreibt im aktuellen Sammelband, dass die Vorlage von Gustav Wilhelm Kraus (1804-1852) stammt. Dabei handelt es sich um eine Kreidelithographie von 1837. Sie wurde mit einer Reihe weiterer Stadtansichten für eine bayerische Wochenzeitschrift geschaffen. Wer das ganze Panorama sehen will, muss den Pfeifenkopf drehen. Die Ansicht zeigt den Mariendom und die ehemalige fürstbischöfliche Residenz. Dargestellt ist die Szenerie von Südwesten von der Münchner Straße her. Diese führt in weitem Bogen über das Münchner Tor aus der Stadt. Links neben der Straße, zwischen zwei Pappeln, ist das Abensberger Denkmal zu sehen. Kurfürst Max IV. Joseph hatte es vor den Toren Freisings errichten lassen. Heute befindet sich dort die Zufahrt zu den Schlüterhallen.

Ein Denkmal vor den Toren Freisings erinnert an Nikolaus von Abensberg
Das Denkmal erinnert an Nikolaus von Abensberg. Der Statthalter des Herzogs Albrecht IV. von Bayern-München geriet bei Freising in einen Hinterhalt und wurde von einem Knappen erstochen. Nikolaus von Abensberg hatte im Namen von Albrecht IV. ein Heer gegen dessen Bruder Christoph den Starken geführt. 1487 wurde der erste Denkstein errichtet, den Max IV. Joseph 1804 nach dem Geschmack der Zeit durch eine klassizistische Stele ersetzen ließ. Laut Ulrike Götz wich der Maler der Pfeife ein wenig von der Druckvorlage ab. Zwei Kürassiere reiten auf ihren Pferden auf der Landstraße dahin. Das Motiv ist ein Hinweis auf die Garnisonsstadt Freising. Dort lag im ehemaligen Prämonstratenserkloster Neustift, das nun als Kaserne diente, eine Kavallerieeinheit. Bei der Pfeife handelt es sich um ein Geschenk des ehemaligen Hauptlehrers Georg Fischer, der 1936 starb, an den Historischen Verein.

Foto: Herbert Bungartz / Stadtmuseum