E-Liquid-Steuer – wie steht es um die Zukunft der Dampfer Shops?

Ein Interview mit Martin Schäf (Liquido24)

(pm/sp) Die Einführung der Steuer auf E-Liquids ist beschlossen. Sukzessive soll die Steuer bis zum Jahr 2026 auf 0,32 Cent je Milliliter steigen. Nach einer aktuellen Umfrage des Bündnis für Tabakfreien Genuss ist die Stimmung in der Branche schlecht. Aus gegebenem Anlass haben wir mit einem Unternehmen aus der Branche gesprochen. Martin Schäf vom Dampfer Shop Liquido24 war so freundlich und hat uns einige Fragen zur Einschätzung über die Zukunft der E-Zigarette beantwortet.

Wie ist Ihre Einschätzung zur Entwicklung des E-Zigaretten & E-Liquid-Marktes?

Martin Schäf: “Ich denke es besteht ein hohes Risiko für mittelfristig rückläufige Wachstumsraten innerhalb der E-Zigaretten Branche aufgrund der mittlerweile beschlossenen Liquid Steuer. Einen Großteil der Steuerlast werden die Dampfer Shops an die Konsumenten weitergeben müssen, dies wird dazu führen, dass E-Liquids im Vergleich zur Tabakzigarette teurer werden. Das ist insbesondere relevant, da es sich bei den meisten Konsumenten um ehemalige Tabakraucher handelt. Tabakraucher sind preissensibel! Im Ergebnis ist also davon auszugehen, dass weniger Tabakraucher zur E-Zigarette wechseln werden.

Diese Entwicklung bedaure ich nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht als Unternehmer, sondern auch aus gesundheitspolitischer Sicht als Bürger. Tabakkonsum verursacht gesamtgesellschaftlich enorme Schäden, es ist schwer nachzuvollziehen warum Anreize gesetzt werden, wodurch ehemalige Tabakraucher wieder von der E-Zigarette zur Tabakzigarette wechseln könnten. Es bleibt zu hoffen, dass das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Bürger dieser Entwicklung entgegenwirken kann. Entscheidend wird hierbei sein, ob sich die Einschätzung der Raucher zur E-Zigaretten verbessern kann. Leider ist vielen immer noch nicht bewusst das die E-Zigarette bewiesenermaßen erheblich weniger schädlich ist als die Tabakzigarette.”

Werden sich die E-Zigaretten und E-Liquids in Zukunft verändern?

“Wir gehen davon aus, dass sich der Trend zu Pod-Systemen verstärken und beschleunigen wird. Kleine Pod-Systeme verbrauchen in der Regel weniger Liquid als die großen E-Zigaretten. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass viele Konsumenten aus Kostengründen auf sparsamere Modelle wechseln. Da diese Geräte weniger Dampf pro Zug ausstoßen, der Nutzer jedoch den gleichen Nikotinbedarf wie zuvor hat, werden viele Dampfer um das zu kompensieren zu Liquid mit höheren Nikotinstärken greifen. Die Nachfrage der zwischenzeitlich aus dem Trend geratenen 10 ml Liquids mit 18 mg Nikotin könnte also wieder zunehmen. 

Zudem halten wir es für wahrscheinlich das kleinere Gebinde, also zum Beispiel Liquids in 10 ml, im Vergleich zu den größeren Varianten in 60 ml oder 120 ml attraktiver werden. Auch wenn objektiv betrachtet die Milliliter bezogene Besteuerung alle Varianten gleichermaßen trifft, so kann der Kunde leicht im subjektiven Preisvergleich, dass größere Gebinde als fälschlicherweise teurer bewerten.”

Wird sich die Landschaft der Offline- und Online-Dampfershops verändern?

“Sicherlich wird es Veränderungen geben. Ein Umsatzrückgang aufgrund einer Verlagerung des Geschäfts in andere EU-Länder mit günstigeren Steuersätzen ist für alle deutschen Marktteilnehmer ein Risiko. Ich denke, dass es insbesondere für kleine Ladengeschäfte, die bereits durch die Coronakrise hart getroffen wurden, besonders schwierig werden kann. Ich gehe nicht davon aus, dass es die etablierten Onlineshops der Branche im gleichen Maße treffen wird, wie den stationären Handel. Einerseits werden Dampfer aus dem ländlichen Raum, wo sich vielleicht das einzige Ladengeschäft nicht mehr halten kann, in Zukunft online bestellen. Andererseits hat der Onlinehandel oft eine bessere Kostenstruktur, da die Mieten in der Regel günstiger sind und weniger Verkaufspersonal benötigt wird. 

Die E-Zigarette bleibt jedoch die weniger schädliche Alternative für Raucher. Wer sein Gesundheitsrisiko reduzieren möchte, dabei jedoch dauerhaft nicht auf den Nikotinkonsum verzichten möchte, für den bleibt die E-Zigarette wohl die beste Wahl. Wir blicken trotz der anstehenden Einführung der Liquidsteuer positiv in die Zukunft und hoffen, dass die Vielfalt in unserer Branche erhalten bleibt.”