Die Zigarette in Film und TV: mehr als nur ein Stilmittel?

In Filmen wird oft geraucht – Der Realität ganz nahe?

(iD/so) Ein Cowboy betritt den Salon und geht mit breiten Schritten in Richtung Theke, im Mundwinkel eine Zigarette. Das Stimmengewirr der anderen Gäste wird leiser, bis es ganz verstummt. So sieht er aus, der ganz große Auftritt in einem typischen Western Film. Immer (oder zumindest oft) dabei: die Zigarette. Als Stilmittel, das die „Coolness“ und „Überlegenheit“ des (meist männlichen) Helden unterstreicht. Gesteigert wird die gespielte Coolness nur noch dadurch, dass der Held das Streichholz für die Zigarette an der Sohle seines Stiefels entzündet.

In Filmen wird viel geraucht – gehört zum Leben dazu
Auch in anderen Filmszenen kommt die Zigarette zum Einsatz, zum Beispiel wenn zwei Menschen miteinander flirten. Oder auch in dieser klassischen Filmsituation: Der Kommissar oder die Kommissarin zündet sich eine Zigarette an und denkt über den Fall nach. Ein paar Züge, dann verändert sich plötzlich der Gesichtsausdruck und die Zigarette wird hastig ausgedrückt – der Fall ist gelöst. Es gibt eben Szenen ein, in denen die Zigarette typischerweise als Requisite genutzt wird – auch in ganz aktuellen Serien und Filmen. Neu hinzugekommen ist vor einigen Jahren die E-Zigarette. Sie ist zum Beispiel häufig in US-amerikanischen Produktionen zu sehen.

Von der Filmszene in die Realität
Jetzt könnte man entgegnen: „Es gehört einfach dazu, dass in bestimmten Filmszenen geraucht wird. Das bedeutet doch noch lange nicht, dass alle Menschen, die diese Filme und Serien schauen, selbst auch anfangen zu rauchen“. Was daran stimmt: Wer Filme mit Rauch-Szenen sieht, wird dadurch nicht automatisch zum Raucher oder zur Raucherin. Allerdings konnte in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden, dass Jugendliche, die viele solcher Zigaretten-Filmszenen sehen, eher mit dem Rauchen beginnen als Gleichaltrige, die weniger Rauch-Szenen sehen.

WHO: Filme mit Raucher-Szenen für Jugendliche ungeeignet
Weil es diese Zusammenhänge gibt und weil Rauchen abhängig macht und der Gesundheit schadet, hat die WHO (World Health Organization; Weltgesundheitsorganisation) ihren Mitgliedsländern schon vor einigen Jahren empfohlen, Filme mit Raucher-Szenen als „ungeeignet für Jugendliche“ einzustufen. Um herauszufinden, ob sich die Produzenten und Produzentinnen von erfolgreichen Kinofilmen an diese Empfehlung halten, wurde im Jahr 2021 in Deutschland eine Studie durchgeführt. Untersucht wurden die 50 erfolgreichsten Filme aus den USA sowie die 50 erfolgreichsten Filme aus Deutschland. Ergebnis: Viele dieser Produktionen wurden als „jugendgeeignet“ eingestuft, obwohl sie Raucher-Szenen enthielten. Konkret hieß das: Die Altersfreigabe lag bei „unter 16 Jahren“, obwohl in den Filmen geraucht wird.

Rauchen: in der Werbung verboten, in Filmen erlaubt
Strenge Verbote, wie beispielsweise bei der Tabakwerbung, gibt es für Filme und Serien nicht. So ist beispielsweise Kinowerbung für Tabakprodukte zwar verboten, wenn der Film für Jugendliche freigegeben ist. Im Film selbst wird aber dann oft geraucht, wie ja auch die genannte Studie gezeigt hat. Das ist bedenklich, denn bei Werbung ist den Zuschauern eventuell noch bewusst(er), dass ihnen ein Produkt verkauft werden soll. Bei Filmen dagegen denken sich die meisten nicht viel dabei und sind dadurch möglicherweise weniger kritisch gegenüber den vielen Rauch-Szenen – die dann einen unbewussten Einfluss auf ihr (Raucher-)Verhalten haben.