Die „Osterreich“: Ein Luxusliner anno 1928

Mehr Privatyacht als Bodensee-Kursschiff

(pm/sp) Es war die Zeit des großen Aufatmens. Nach dem ersten Weltkrieg sehnten sich die Menschen nach Luft, Leben und Schönheit. Der Achtstundentag und tarifliche Urlaubsregelungen wurden eingeführt. Die Freizeit wurde demokratisiert. Die luxuriöse Erscheinung der „Oesterreich“, die im Juli 1928 offiziell in Betrieb genommen wurde, begeisterte das erlebnishungrige Publikum von Anfang an. Am 29. Juli 1928 wurde das erste Dieselmotor-Passagierschiff auf dem Bodensee offiziell auf den Namen „Oesterreich“ getauft. Das elegante, maritime Aussehen der „Oesterreich“ im Stil des Art déco faszinierte die Passagiere. Hier fühlte man sich weniger wie auf einem Bodensee-Kursschiff als vielmehr auf einer Privatyacht im Mittelmeer. Nach 80 Jahren im Betrieb als Passagierschiff, als Eisbrecher, als Kriegsschiff und einer geplanten Versenkung sowie einem erneuten Umbau, hätte die „Oesterreich“ eigentlich verschrottet werden sollen. Doch dagegen kam Widerstand auf.

Eine wachsame Gruppe von Schiffsfreunden war entschlossen, die „Oesterreich“ zu retten. 2014 wurde der Verein „Freundeskreis MS Oesterreich “ ins Leben gerufen. 2015 begann ein Team von insgesamt 25 Freiwilligen mit dem „Ausbeinen“. In über 1100 Stunden wurden bis zum Frühjahr 2016 etwa 75t Material ausgebaut. Während des Ausbaus der Inneneinrichtung musste festgestellt werden, dass auch der gesamte Aufbau des Schiffes ersetzt werden muss. Damit wurde die Entscheidung bestätigt, das Schiff wieder in seinem ursprünglichen Zustand neu aufzubauen. Der Rückbau hätte den Verein finanziell überfordert. In kürzester Zeit fand sich ein glücklicherweise ein weiterer Freundeskreis. Eine GmbH wurde gegründet, welche die finanzielle Basis für die grundlegende Renovierung auf die Beine stellte. Weitere wichtige Unterstützungen kamen durch das Land Vorarlberg und die europäische INTERREG-Förderung hinzu.

Am 18. April 2019 kann die „Oesterreich“ nun wieder offiziell in Betrieb genommen werden. Ein Freudentag nicht nur für die vielen Initiatoren und unermüdlichen Helfer, sondern auch ein Symbol dafür, was alles möglich ist, wenn Menschen sich zusammentun und ein wichtiges Kulturgut für die Nachwelt retten.

Das Art déco-Motorschiff „Oesterreich“ und der Jugendstil-Schaufelraddampfer Hohentwiel verkörpern die historische Schifffahrt auf dem Bodensee – von der Belle Époque bis in die Goldenen Zwanzigerjahre. Gemeinsam werden die zwei Traumschiffe ab sofort unter dem Dach „Historische Schifffahrt Bodensee“ vermarktet. Beide Schiffe bieten denselben Komfort, bieten in etwa gleich viel Personen unter Deck Platz, die „Oesterreich“ ist auf dem Hauptdeck zudem barrierefrei. Da die „Oesterreich“ auch wintersicher rekonstruiert wurde, kann sie das ganze Jahr über betrieben werden. Mit insgesamt 30 Themenfahrten und zwei Schiffen im Sommer- und Winterbetrieb steigen die beiden Unternehmen Hohentwiel und Oesterreich zu den größten Anbietern an öffentlichen Fahrten und im Charterbetrieb am Bodensee auf.

http://www.hohentwiel.eu und http://www.ms-oesterreich.eu