Deutsche Winzer: 2018 gab es besonders viel guten Wein

Sommer 2018 sorgte für größte Weinernte seit 1999

(pm/sp) Menschen und Natur haben die letzten zwei Jahre unter der Hitze gelitten. Auch die Landwirte waren nicht gerade begeistert. Ganz anders die Winzer. Die Weinproduktion 2018 war die beste seit 15 Jahren. Und auch für dieses Jahr sieht es gut aus.

Städter, Förster, Bauern – allen geht der Klimawandel auf die Nerven. Nur die Weinbauern haben Grund, gelassen zu bleiben. So gelassen, dass selbst Statistiker ins Staunen geraten. „Im außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer 2018 kelterten die Winzer in Deutschland deutlich mehr Wein als im Vorjahr“, meldet das Statistische Bundesamt zeitlich passend zur „Rheingauer Weinwoche“ in Wiesbaden (9. bis 18. August).

Um beachtliche 38 Prozent ist danach die Weinerzeugung im vergangenen Jahr hochgeschnellt. Insgesamt 10,3 Millionen Hektoliter kamen zusammen. Zum Vergleich: Weltmarktführer Italien hat gleichzeitig fast 55 Millionen Hektoliter produziert. Die Rebe, weiß der Sprecher des Deutschen Weininstituts im rheinhessischen Bodenheim, sei nun einmal eine Pflanze mittelmeerischen Ursprungs. „Ihre Wurzeln reichen bis zu zehn Meter tief in den Boden. Das schaffen andere Kulturpflanzen nicht“, sagt er. Der Weinbau sei daher weniger als andere Sparten der Landwirtschaft von der Dürre betroffen, die Teile von Deutschland heimsucht.

Zu biologischen Erklärung kommt eine statistische. Die außergewöhnlich hohe Steigerungsrate im Jahr 2018 ist auch darauf zurückzuführen, dass die Basis im Vorjahr außergewöhnlich niedrig war. Auch das lag am Wetter. Konkret: Zuerst sorgten warme Vorfrühlingstage 2017 für eine frühe Blüte, dann strapazierten Nachtfröste im späten Frühjahr die Reben.

Am Ende fiel der Ertrag mager aus. Doch auch am langjährigen Durchschnitt gemessen, können sich die Weinbauern über eine gute Ernte freuen. Im Vergleich zum Sechsjahresmittel 2012 bis 2017 lag die Weinerzeugung um fast 19 Prozent höher. Abgefüllt in die üblichen 0,75-Liter-Behältnisse ergibt der Jahrgang 2018 rund 1,4 Milliarden Flaschen deutschen Wein.

Die Qualität der Getränke, soweit sie sich mit statistischen Mitteln erfassen lässt, kann als ordentlich durchgehen. Der Anteil an Prädikatswein betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamts 37 Prozent. „Das war die höchste Menge an Wein der höchsten Qualitätsstufe seit 2003“, notierten die Zahlenmenschen aus Wiesbaden. Die überwiegende Menge wird als Qualitätswein angeboten, nur vier Prozent müssen sich mit der Einstufung als Landwein begnügen.

Der Jahrgang 2019, hoffen die Weinbauern, könnte in Menge und Qualität ähnlich erfreulich ausfallen. Für genaue Zahlen sei es zu früh, doch: „Die Winzer sind guter Dinge“, wie der Sprecher des Weininstituts meinte. Die Lese werde Mitte September beginnen – wie immer hundert Tage nach der Blüte. Der erste Federweiße dürfte Ende August in den Regalen liegen. „Wenn Winzer Wetter machen könnten, gäbe es bis Mitte August noch etwas Regen und danach einen Herbst mit trockenen Tagen und kühlen Nächten“, so der Sprecher des Weininstituts.

Auf übertriebene Hitze könnten Weinbauer gut verzichten: 25 Grad, mehr bräuchten die Trauben nicht, um feine Aromen ohne allzu viel Zucker zu entwickeln. Denn dies sei in den deutschen Anbaugebieten durchweg unerwünscht – aus Marketinggründen. Viel Zucker bedeutet letztlich viel Alkohol im Endprodukt. Die deutschen Vermarkter versuchen aber gerade, sich mit leichteren Weißweinen von der importierten Konkurrenz abzusetzen.

Zwei Drittel der deutschen Weine sind Weißweine: Im vergangenen Jahr stellte die Lese für die Winzer in dieser Hinsicht eine echte Herausforderung dar: Wegen der frühen Blüte startete die Lese damals schon Ende August, oft bei Tagestemperaturen um die 30 Grad. Da begann die Gärung, wenn der Weinbauer nicht aufpasste, schon beim Transport zum Hof. Um das zu vermeiden, gingen die Erntehelfer mancherorts lange vor Tagesanbruch in die Weinberge.

Bei ungefähr zwei Dritteln der in Deutschland erzeugten Weine handelt es sich um Weißwein, und bei dessen Dominanz wird es voraussichtlich bis auf Weiteres auch bleiben – obwohl der Klimawandel die Erzeugung von Rotwein eigentlich begünstigen würde. Doch deutsche Weißweine haben einen guten Ruf. Die klassische deutsche Weißwein-Rebsorte Riesling bekommt dabei laut Fachleuten immer mehr Konkurrenz durch Weiß- und Grauburgunder, aber auch durch Sorten wie Sauvignon Blanc, Gewürztraminer oder Scheurebe. „Gerade die jungen Konsumenten wollen gerne etwas riechen und schmecken, passend zur Renaissance der deutschen Küche“, heißt es beim Weininstitut.

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