Champagner-Absatz in Deutschland stabil

Deutschland als „Fels in der Brandung“ bewährt / Weltweit brach 2020 die Nachfrage ein

(pm/lt) Deutschland gehört zu den großen, aber ein wenig monotonen Märkten für Champagner. Die Zeiten, als hier der Lebensmittelhandel große Mengen zu niedrigen Preisen absetzte, sind zumindest vorerst vorbei. Aktuelle Verbrauchstrends bieten neue Möglichkeiten. Bis Mitte dieses Jahres sind die Champagnerlieferungen nach Deutschland um 0,5 Prozent zurückgegangen, ihr Wert jedoch weiter um 14 Prozent gestiegen, berichten führende Marktteilnehmer. Damit setzte sich die Entwicklung der zwölf Monate bis Ende Juni fort, in denen nach den ungewöhnlich starken Zuwächsen der beiden Vorjahre eine Normalisierung eintrat. Die weltweite Nachfrage war weniger positiv. Sie verminderte sich im ersten Halbjahr um fast neun Prozent und der Wert erhöhte sich nur um knapp drei Prozent.

Deutscher Markt stabil
Der deutsche Markt zeigt sich nach den Daten in diesem Jahr stabiler als andere, und vor allem die Wertentwicklung ist für die Champagne sehr positiv. In den vergangenen drei Jahren stieg der Durchschnittspreis ab Kellerei zuletzt auf 20,03 Euro je Flasche und liegt damit erstmals über dem weltweiten Durchschnitt. Als Deutschland in den 1990er-Jahren zum zweitgrößten Exportmarkt für Champagner aufstieg, war der Flaschenpreis noch weit unterdurchschnittlich. 1997 erreichte das Marktvolumen mit fast 20 Mio. Flaschen sein Maximum. Heute haben die marktführenden Grandes Marques für sich Regalpreise von über 40 Euro pro Flasche durchgesetzt. Handelsmarken hätten hierzulande an Bedeutung verloren, beobachtet Christian Josephi, Leiter des Bureau du Champagne für Deutschland und Österreich. Deutschland gehöre zu den etablierten Märkten ohne große Dynamik, habe sich in Corona-Zeiten aber als „Fels in der Brandung“ bewährt. Weltweit brach 2020 die Nachfrage ein. Im vergangenen Jahr wurden 12,2 Mio. Flaschen Champagner nach Deutschland geliefert und damit erstmals wieder das Niveau von 2018 übertroffen. Davor bewegte sich der Absatz zehn Jahre lang etwa auf diesem Niveau. Obwohl die fünf größten Erzeuger einen Marktanteil von 52 Prozent haben, umfasst die Liste der Lieferanten beinahe 600 Adressen, ist also breiter diversifiziert als auf den meisten Auslandsmärkten. Mit über 14 Prozent der Menge ist auch der Rosé-Anteil besonders groß. Der Trend zu immer trockeneren Champagnern ist international und wirkt auch in Deutschland, wie Josephi erklärt.

Heimatmarkt: Frankreich bleibt der Krösus
Der Heimatmarkt Frankreich ist nach wie vor der absatzstärkste, aber dort geht die Nachfrage stetig zurück. Bei jüngeren Franzosen verliert Champagner an Beliebtheit, gilt etwa im Vergleich mit Prosecco als altmodisch. Um den Klassiker „vom Sockel zu holen“, erzählt Josephi, hätten Vermarkter zwischenzeitlich versucht, mit ihrem Marketing die Komplexität des Angebots, der Qualitätsstufen und Herkünfte gezielt zu verringern. Für die Exportmärkte, auch die deutschsprachigen, habe sich das als „völlig falsch“ erwiesen. Der unkomplizierte Schaumweingenuss sei hier kompetent von anderen Herkünften wie Sekt und Prosecco besetzt. Champagner dagegen gilt als anspruchsvolles Statussymbol, auch und besonders in der Zielgruppe bis 35 Jahre. Auf den anderen großen Exportmärkten entwickelt sich das Geschäft 2022 unterschiedlich. In den USA und Großbritannien ist es leicht rückläufig, im Gegensatz dazu sind die Steigerungsraten in Japan und Italien zweistellig. Dort ist der Umsatzanteil teurerer Prestige-Cuvées bis zu dreimal so groß wie hierzulande.