SPIEGEL“ alarmiert und „BfTG“ informiert

„SPIEGEL“ nimmt die Lobbyarbeit der Pharmaindustrie gegen die E-Zigarette auf Korn

(pm/sp) In der aktuellen Ausgabe des „SPIEGEL“ wird unter dem Titel “Kampf dem Dampf” über deutsche Gesundheitsorganisationen und ihre direkte finanzielle Unterstützung durch Pharmaunternehmen berichtet. Für die E-Zigarettenbranche ist dieser Artikel vor allem deswegen interessant, weil hier eine Verbindung der Zahlungen mit der Positionierung von einflussreichen Organisationen zur E-Zigarette hergestellt wird. Bereits 2016 hatte die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel aufgezeigt, wie die E-Zigarette durch ähnliche Verbindungen ausgebremst wird. Im Blickpunkt des SPIEGEL-Berichts steht das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR), ein Zusammenschluss von fünfzehn sehr renommierten Gesundheitsorganisationen.

“Im Jahr 2005 ging eine Großspende des US-Konzerns Pfizer ein: 180.000 Euro, gedacht für den Aufbau eines Lobbybüros in Berlin.” Laut „SPIEGEL“ wurde diese Spende von Seiten des ABNR “nie publik gemacht”. Interessant werden diese und andere Zahlungen, weil die Pharmaindustrie “allerhand nikotinhaltige Produkte (verkauft), die Raucher beim Ausstieg aus der Sucht helfen sollen: Pflaster, Kaugummis und Sprays.”

Geschäft mit Nikotinersatz leidet durch E-Zigarette

Der Aufstieg der E-Zigarette sei eine Bedrohung für das Geschäft mit Nikotinersatzprodukten. “In den vergangenen Jahren aber geriet das Geschäft der Pharmakonzerne unter Druck. Spätestens ab 2013 zeichnete sich der Aufstieg der E-Zigarette ab.” Dort, wo mehr gedampft werde, leide das Geschäft mit dem Nikotinersatz. Der Autor verweist auf die DEBRA-Studie, wonach mittlerweile mehr Ausstiegswillige E-Zigaretten nutzen als Pharmaprodukte. Auch eine viel beachtete britische Studie zur Rauchentwöhnung wird zitiert. Ergebnis: E-Zigaretten waren beim Tabakstopp doppelt so erfolgreich wie Produkte aus der Apotheke.

ABNR mit Negativaussagen zur E-Zigarette

Trotz der mittlerweile unbestreitbaren Erfolge beim Tabakstopp redet das Aktionsbündnis “weiterhin, wie seit Jahren, die E-Zigarette schlecht.” Zitiert wird der Berliner Gesundheitswissenschaftler Dietmar Jazbinsek: “Die Kampagne gegen die E-Zigarette ist die größte seit Gründung des ABNR.” Als Beispiel wählt der „SPIEGEL“ die Forderungen des ABNR nach einem Werbeverbot für E-Zigaretten. Das ABNR begründet die Forderung mit der Gefährdung von Jugendlichen und sieht die E-Zigarette als Gateway zum Rauchen. Der Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver sieht dafür keinen Beleg. Genannt werden die Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), wonach lediglich 0,4 Prozent der Jugendlichen täglich E-Zigaretten nutzen und viele davon bereits vorher Raucher waren.

Jährliche Zahlungen an Mitglieder des ABNR

Einzelne Mitglieder des ABNR erhalten nach Aussage des SPIEGEL teilweise hohe jährliche Zuwendungen durch Hersteller von Nikotinersatzprodukten. “Im vergangenen Jahr strichen ABNR-Mitglieder alleine von Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) weit über 360.000 Euro ein.” Genannt werden die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Vertreter dieser Gesellschaften sind Mitglieder des Vorstands des ABNR und treten seit Jahren mit Negativaussagen zur E-Zigarette in Erscheinung.

Einschätzung des BfTG

Wir appellieren an Medienvertreter und Politiker, in Zukunft noch genauer zu prüfen, wessen Interessen durch Statements von Gesundheitsorganisationen zur E-Zigarette eventuell noch vertreten werden. Der Spiegel-Artikel sollte jeden Beobachter der Debatte neugierig machen und zu weiterer Recherche anregen. Die Bewertung der E-Zigarette durch die Gesundheitspolitik sollte lediglich auf wissenschaftlichen Fakten beruhen und nicht auf finanziellen Interessen.

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