Nachgefragt bei Kurt Eggemann (Präsident VdP)

Die Pfeifenraucher zwischen zwei Jahrzehnten

(Kolumne) Kurt Eggemann kennt die Tabakpfeifen-Welt und deren Genießer wie kaum ein anderer. Die Tabakpfeifen-Welt ist die Welt von Kurt Eggemann. Er pflegt weltweite Beziehungen, Freundschaften und Kontakte und verfügt über Informationen rund um das Genussleben mit der klassischen Tabak(s)pfeife.

Darf es auch ein wenige Geschichte zur Tabakpfeife sein? Der älteste bekannte Fund einer Pfeife, die definitiv zum Tabakrauchen genutzt wurde, stammt von der Insel Marajó an der Amazonas-Mündung. Sie wurde auf die Zeit des 15. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Pfeifenähnliche Gegenstände waren zu jener Zeit auch im Nahen Osten bekannt, wo mit ihnen wahrscheinlich Hanf oder Opium konsumiert wurde. In der Zeit vor Christoph Kolumbus war das Pfeifenrauchen im gesamten nördlichen Amerika bekannt, lediglich die Eskimos sollen diese Sitte erst 100 Jahre nach Kolumbus übernommen haben. Meistens wurden die damaligen Pfeifen aus Holz, Horn, Catlinitstein oder Keramik hergestellt. Der spanische Mönch Román Pané, der Kolumbus auf seiner zweiten Reise begleitet hatte, beschrieb 1496 die zweizackige Tabakspfeife, die er bei den Bewohnern von Santo Domingo gesehen hatte. Die Friedenspfeife (Lakota: Chanunpa Wakan) ist noch heute ein bekanntes und gebräuchliches Symbol für eine Streitschlichtung. Durch den kulturellen Austausch mit den Indianern kam neben dem Tabak auch die Tabakspfeife aus der Neuen Welt nach Europa. Pfeifen gibt es heute in vielfältigen Variationen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Ton-, Metall-und Holzpfeifen. Für letztere verwendete man seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor allem Bruyèreholz zur Herstellung. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es auch die maschinelle Herstellung – für günstigere Pfeifen.

Und nun ins neue Jahrzehnt und zu Kurt Eggemann.

smokerspress (sp): Am 31.12.2019 haben wir ein ganzes Jahrzehnt verabschiedet. Was war dies für ein Jahrzehnt für die Pfeifenraucher in Deutschland und weltweit?

Kurt Eggemann (KE): Zehn Jahre gehen schnell vorüber. Das vergangene Jahrzehnt hat Spaß gemacht und es hat viele Gelegenheiten gegeben sich mit Pfeifenrauchern und Pfeifenraucherinnen zu treffen. Meisterschaften im Pfeifelangsamrauchen, Besuche auf der InterTabac in Dortmund, Smokertreffs im Pfeifenfachhandel, im Chateau Henri und sogar beim „Smoke on the Water“ auf dem Rhein. Alles war dabei und sehr interessant für Pfeifenraucher und alle, die es noch werden möchten. Nationale und internationale Meisterschaften gab es überall. Höhepunkt war wohl die 2014 vom 1. Kölner Pfeifenclub „THE PIPE CLUB OF COLOGNE“ ausgerichtete 13. Weltmeisterschaft im Pfeifelangsamrauchen mit 400 Teilnehmer und über 1.000 Besuchern in der Kölner „Wolkenburg“. Unvergesslich! Weitere Events fanden in diesen zehn Jahren in Estoril, Eindhoven, Sevilla, Poznan, Monastier di Treviso, Nitra, Figueres, Tokio und Lviv statt. Und noch einmal unvergesslich: Unser Freund Peter Heinrichs. Sein Tod vor drei Jahren hat uns tief getroffen.

sp: Im vergangenen Jahrzehnt hatte die Tabakindustrie, mit all ihren Branchenteilnehmern, dem Tabakwaren-Fachhandel und letztendlich auch den Rauchern, vornehmlich die Genussraucher, mit Restriktionen und Einschränkungen zu kämpfen. Wie sind die Pfeifenfreunde damit umgegangen?

KE: Natürlich macht es niemanden Spaß immer wieder davon zu lesen und zu hören wie gefährlich das Rauchen ist. Das ist wohl zu Recht und wohl auch erforderlich, speziell was die Jugendlichen angeht. Das Pfeiferauchen wird hierbei sehr selten oder gar nicht genannt. Wohl auch zu Recht, handelt es sich doch bei der Pfeife um ein uraltes und überliefertes Kulturgut. Die Menschen haben schon vor vielen Zeiten beim Konsum naturbelassener Tabake zusammengesessen und wichtige Vereinbarungen getroffen, sogar Frieden miteinander geschlossen. Richtige Pfeifenraucher mögen weniger geworden sein, jüngere kommen nur langsam nach. Schlechte Erfahrungen mit anderen „modernen“ Rauchformen und richtige Beratung zur Tabaks-Pfeife lassen hoffen. Die Pfeifenraucherclubs unter dem Dach des VDP-Verband Deutscher Pfeifenraucher e.V. und die Mitglieder des 1. Kölner Pfeifenclubs leben es vor, Pfeife zu rauchen und darüber in den sozialen Medien oder in der Fachpresse zu berichten.

sp: Cigarrenclubs sind erst in den letzten zehn Jahren so richtig gewachsen und in allen Teilen Deutschlands entstanden. Dagegen waren und sind die Pfeifenclubs schon „Oldtimer“ und seit vielen Jahrzehnten etabliert. Auch mit den Wettbewerben im Langsamrauchen haben die Pfeifenclubs Missionsarbeit betrieben. Lebt man die „Gemeinsamkeiten“ rund um die Tabakpfeife auch noch aktuell?

KE: Das Pfeifelangsamrauchen führt zu vielen Treffen mit Gesprächen zu Pfeife und Tabak und bringt interessierten Pfeifenrauchern einmal die Möglichkeit zu einem vergleichenden Langsamrauchen. Wie lange kann ich eigentlich mit drei Gramm Tabak rauchen? Einer kann nur gewinnen, gute Platzierungen sind gefragt. Für die weiteren zahlreichen Teilnehmer gilt der olympische Gedanke, wobei es immer darum geht sich irgendwo in Deutschland oder auf der ganzen Welt mit Gleichgesinnten zu treffen und sich zum Thema Pfeife und Tabak austauschen. Es werden Favoriten gefunden und im Internet berichtet. Im letzten Jahr führte die Reise zur Deutschen Meisterschaft nach Köln und ins „Chateau Henri“ Pfeifen Heinrichs, international zum World Cup for Teams nach Lviv in der Ukraine. In diesem Jahr geht es weiter nach Großschwarzenlohe/ b. Nürnberg und Istanbul. Pfeifenraucherclubs aus vielen Ländern stehen dem Ganzen in nichts nach und rufen Pfeifenraucher erfolgreich zu Meisterschaften im Pfeifelangsamrauchen und international zum „Pipe Slow Smoking“ auf. Gemeinsamkeiten unter Pfeifenrauchern sind da und die Bereitschaft zu reisen ebenfalls.

sp: Wenn der Präsident des Verbandes der Pfeifenraucher in die Zukunft schaut, in die berühmte Glaskugel, was sieht er und was wünscht er sich für das neue Jahrzehnt für seine Freunde rund um den Tabakgenuss?

KE: Mein Blick in die berühmte Glaskugel zeigt mir, dass es auch in diesem und weiteren Jahren großes Interesse für das Pfeifelangsamrauchen gibt und die Bereitschaft für das weltweite Zusammenkommen weiterlebt. Kommende Werbeverbote belasten uns wohl nicht, berichten wir doch ganz privat über „unsere“ Pfeifen und „unsere“ Lieblings-Tabake in großen Lettern. Unsere befreundeten Unterstützer und Partner aus Industrie und Handel im neuen Jahr: Kopp Pfeifen, Kohlhase&Kopp Tabak, Arnold Andre Tabak, Scandinavian Tobacco Group STG, WESSEX Pfeifen und der Kölner Tabakwarenfachhändler Pfeifen Heinrichs. So lässt sich der Start in das neue Jahrzehnt gut an. Ich wünsche alles Gute und viel Gesundheit und das ganz im Sinne des Kölner Clubleitspruchs: „In Freundschaft einen sehr guten Tabak aus einer sehr guten Tabak-Pfeife rauchen“ (Zitat: KE)

sp: Herzlichen Dank und stets einen guten Zug.

Mehr Informationen finden Sie unter http://www.pipeclub-of-cologne.koeln/ und http://www.vdp-pfeifenverband.de/