Mit Pfeifenrauch gegen die Alltagshektik

Anton Manger zählte zu den letzten professionellen Pfeifenherstellern in Deutschland und besaß edle Stücke mit hohem Sammlerwert / Würdigung seines kunstvollen Schaffens

(Ein Beitrag von Josef Kleinhenz) Am 31. März dieses Jahres – wir berichteten – starb Anton Manger im Alter von 92 Jahren. Der Franke führte eine renommierte Pfeifenfabrik in Wollbach bei Bad Neustadt an der Saale (Landkreis Rhön-Grabfeld) und war nicht nur Pfeifen-Produzent, sondern auch Raritätensammler und Buchautor.

Selbst rauchte Anton Manger nicht, aber Tabakpfeifen stellte er für sein Leben gerne her. Er fertigte aufwendige Bruyere-Pfeifen, die auch anspruchsvolle Raucher sehr schätzten. Seine Produktion startete Anton Manger am 1. September 1957. Es dauerte nicht lange, da machte er sich in Fachkreisen einen Namen. Schließlich wurde der Fachmann für Tabakpfeifen zum geschätzten Lieferanten vieler Großhändler in Deutschland. Drei Vertreter schickte er in den Siebzigerjahren, in der Blütezeit seines Betriebs, auf die Reise durch das Land. „Am Tag gingen damals 400 bis 600 Pfeifen raus“, sagte er anlässlich seines 80. Geburtstags unter Hinweis auf seine 19 Mitarbeiter.

Gerne erzählte Manger den Besuchern, die ihm über die Schulter schauten, wie er seine Bruyere-Tabakpfeifen von Hand herstellte: „Ist der Pfeifenkopf gefräst, wird er dreimal geschliffen. Um die Maserung des feinen Holzes zu betonen, muss ich ihn zweimal polieren“. Auch dunkel gebeizte und individuelle Pfeifen fertigte Anton Manger an. Arbeitete er nicht in seiner Fabrik, saß er begeistert am Computer und schrieb Fachbücher: Titel wie „Auf den Spuren des Tabaks“ oder „Die berühmten Ulmer Maserholzpfeifen“ stießen in Fachkreisen auf großes Interesse. Noch mit über 70 Jahren erlernte er die Technik, einen Computer zu bedienen.

Seine zweite Leidenschaft war das Sammeln historischer Pfeifen. In seiner Ausstellung mit teilweise über 300 Jahre alten Raritäten gab es auch eine ganze Reihe Ulmer Maserholzpfeifen zu bewundern. „Sie war für den Genießer ein Stück der edelsten Sorte“, schrieb Manger dazu. „Diese Produktion verhalf der Stadt Ulm 1737 zu wirtschaftlichem Aufschwung“, erklärte er. Die Leidenschaft, Pfeifen zu sammeln, entdeckte Anton Manger schon im zarten Alter von 14 Jahren. Sein Großvater schenkte ihm zwei alte Porzellan-Pfeifen, darunter eine mit der Figur von Kaiser Wilhelm II. mit einem Zirkelbart. Dieses Exemplar bezeichnete er als unveräußerlich. Die andere Pfeife, datiert um 1880, verkaufte er laut eigenen Angaben in den sechziger Jahren an einen Bierbrauer im Bayerischen Wald, für umgerechnet 100 Euro. Ein Fehler, wie er einmal eingestand: „Eigentlich hätte ich das nicht tun sollen, später hätte ich dafür das Dreifache bekommen“.

Anton Manger konzentrierte sich zwar stets auf das Herstellen von Tabakpfeifen, erübrigte aber auch noch Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Zum Beispiel gehörte er von 1966 bis

1978 und von 1984 bis 1990 drei Amtsperioden lang dem Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Wollbach an. Bürgermeister Thomas Bruckmüller widmete ihm gegenüber der Presse auf Anfrage einen Nachruf mit den Worten: „Wollbach zu betonen und die Ortsgeschichte herauszustellen, war Anton Manger sehr wichtig“. Mit eigens recherchierten Beiträgen habe es Anton Manger verstanden, die Dorfchronik sinnvoll zu ergänzen und informationsreich zu beleben. Wollbach sei durch seine Pfeifenfabrik weithin bekannt geworden.

Foto 1: Anton Manger präsentierte Bruyere-Pfeifen, die auch anspruchsvolle Pfeifenraucher sehr schätzten.

Foto 2: Die mit Köpfen verzierten Pfeifen sind Bestandteil der historischen Sammlung von Anton Manger gewesen. Unterdessen wurden sie an einen neuen Besitzer veräußert.

Fotos: Josef Kleinhenz