Geißlers Lupe

Einblick mit Ausblick – die Cigarrenwelt im Visier

(Kolumne) Thomas Geißler, Cigarren-Sommelier mit Weitblick und Fach-Kompetenz, blickt monatlich einmal ganz gezielt mit seiner Insider-Lupe hinter die Kulissen und berichtet auf diesem Kanal und an dieser Stelle über Interessantes, Querulantes und Wissenswertes. Hier geht es zur Kolumne Nummer zwei und dazu lautet die Headline: „Ist Genuss ausschließlich menschlich? Und was genau macht Genuss aus?“

Wie funktioniert Funktion
Inspiriert mir diese Fragen zu stellen, wurde ich durch eine Begebenheit aus meiner Schulzeit. Diese war irgendwann im letzten Jahrtausend, ein erschreckender Umstand, der mir bewusst macht, wie alt ich bin. Damals wurde für Filmvorträge noch ein Videowagen in die Klasse geschoben und stets stellten wir uns gespannt die Frage: ‚Funktioniert heute die Technik?‘ Zu dieser Zeit bestand diese ja noch aus einem voluminösen Fernsehgerät mit angeschlossenem Videorekorder. Für die heutige Generation hat letzterer ja beinahe den Status, wie für meine Altersgruppe damals das Grammophon. Der Erfahrung nach gab es häufig Schwierigkeiten, irgendetwas funktionierte meistens nicht und nicht selten lag es am mangelnden technischen Verständnis der Lehrkraft. So waren oft helfende Hände nötig, die den Filmvortrag letztlich retten konnten.

Der gefühlte Genuss
So schauten wir einmal ‚Die lustige Welt der Tiere‘, ein südafrikanischer Tierfilm des Regisseurs Jamie Uys aus dem Jahr 1974. Hier zeigte sich Genuss in besonderer Weise, als zu sehen war, wie sich Tiere an den gärenden Früchten des Marula-Baumes erfreuten, die am Boden lagen – mit deutlicher Wirkung. Dies war eine für den Betrachter wirklich lustige Anektote. Wie die berauschten Tiere tags darauf ihren ‚Kater‘ fanden, ist nicht überliefert. Offensichtlich ist der Genuss sehr tief in uns Lebewesen verwurzelt. So weiß ja auch der Mensch sich genussvolle Momente der Entspannung zu gönnen, wie zum Beispiel mit einer phantastischen Cigarre und vielleicht sogar dem passenden alkoholischen Getränk. Und wenn gerade der Abend so schön und die Gesellschaft so erfreulich ist, frönen vielleicht auch wir, wie der Elefant und der Pavian, die sich an den alkoholischen Früchten erfreuten, dem Genuss mal zu sehr, doch wenn selbst das Tier verstanden hat zu genießen, sollten wir es doch erst recht.

Euer
Thomas Geißler