„Herrengedeck“ kommt zurück

Essener Trio will „Kurz &Lang“ zum Kultobjekt machen

(ss/sp) Früher bestellte der Bergmann gerne Kurz und Lang – das Herrengedeck mit Bier und Korn. Drei Essener lassen die Tradition nun wieder aufleben.

Bierlaune trifft Schnapsidee: Zu Zeiten, als sich der Bergmann noch in seiner Stammkneipe den Kohlenstaub aus der Kehle spülte, bestellte er sich sonntags zum Frühschoppen gerne Kurz und Lang – ein Bier und einen Korn. Das Herrengedeck ist mittlerweile nahezu in Vergessenheit geraten. Doch nun wollen Essener Bierbrauer und Schnapsbrenner der liebgewonnenen Tradition zum Comeback verhelfen.

Im Oktober vergangenen Jahres, als auf Prosper Haniel auch in der letzten Zeche des Ruhrgebiets die Grubenlampen erloschen, hatten Fabian Faber, Geschäftsführer des Spirituosenhändlers Banneke, und Thomas Siepmann von der Marketing-Agentur TAS eine hochprozentige Idee. Beide sind schon seit langem befreundet und kreierten zum Zechen-Abschied eigens einen Weizenkorn und nannten ihn „Die letzte Schicht“. Ein Marktrenner, wie sich herausstellte. „Die auf 6000 Flaschen limitierte Edition war ruckzuck vergriffen“, erklärt Fabian Faber. Damit nicht „Schicht im Schacht“ ist, wurde nun nachgebessert.

Somit war eine Komponente des Herrengedecks also schon mal gefunden. Was fehlte, war das passende Bier. „Immerhin geht es hier um Tradition. Und da wollten wir auch nicht irgendein Bier unserem Korn zur Seite stellen“, sagt Thomas Siepmann. So kamen Dennis Pfahl und sein Kollege Michael Kesseböhmer ins Spiel. Der eine ein Informatik-Kaufmann, der andere ein Architekt, frönen beide schon seit Jahren dem Bierbrauen. „Unsere Ideen entwickeln wir in der Küche auf einer Mini-Brauanlage mit 20 Litern Kapazität.“ Vier verschiedene Biere, darunter auch ein Bio-Weizenbier, haben die beiden mittlerweile im Portfolio und sich so in der „Craft Beer“-Szene, die für eigene, besondere Bierkompositionen steht, unter dem Branding „Mücke“ – benannt nach dem letzten Grubenpferd auf Zollverein – längst einen Namen gemacht.

Die neueste Kreation allerdings, das Ruhr Export, löste bei Thomas Siepmann sofort Hochstimmung aus: „Als ich davon erfuhr, habe ich den Dennis sofort angerufen und ihn von meiner Idee mit dem Herrengedeck erzählt.“ Der Rest ging wie von allein und man wurde sich schnell einig. Dennis Pfahl: „Die Kombination passt einfach. Beide Getränke haben Bezug zum Bergbau, beide eint der hohe Malzanteil und überhaupt trank der Bergmann im Ruhrpott Export und nicht etwa Pils zum Korn.“ Und das Schönste daran ist: „Wir sprechen hier von einem lupenreinen Essener Produkt. Das sorgt gleich doppelt fürs authentische Heimatgefühl“, wie Siepmann betont.

Schon jetzt sind sich alle Beteiligten sicher: „Das Herrengedeck wird wieder zur Kult-Kombination.“ Schon gären Überlegungen, Korn und Bier künftig im Set zu präsentieren. Also das Herrengedeck für zuhause, wenn man so mag. Serviert werden die malzig-milden Tropfen im Bahnhof Süd. Das denkmalgeschützte Domizil an der Rellinghauser Straße galt 30 Jahre lang als Kultgaststätte, bevor es im Jahr 2017 dicht machte. Bislang nutzt nur der benachbarte Burger-Laden „Snack and Roll“ einen Teil der Außenanlage.

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