Bericht vom Habanos-Champions-Wettbewerb / Die Sieger heißen Lindemann & Lindemann

AoS-Chef Gerhard Heimsath organisierte und war Mittendrin im Geschehen

(AoS) Der Habanos-Champions-Wettbewerb begann mit einem „Knaller“, wie Gerhard Heimsath berichtet. Eigentlich waren es zwei „Knaller“, denn die ursprünglich als ‚primus inter pares‘ angekündigte Jurorin Katja Gnann (Cigar-Journal) konnte nicht anreisen und so war die Jury für kurze Zeit mit Uwe Naumann (Habanos-Sommelier 2005) und Christoph Puszkar (5TH Avenue) nur zu Zweit. Mit Barbara Leyva, einer Cubanerin, die seit etlichen Jahren an den verschiedenen Stellen der cubanischen Cigarrenindustrie tätig ist, sprang dann jemand ein, der als unbestechlich und gestreng, aber fair und gerecht bekannt ist. Verzärtelungen oder ein mildes Über-etwas-hinwegsehen konnte daher keiner der Teilnehmer erwarten. Sechs Teams mit je zwei Personen waren angetreten, um den Titel eines Habanos-Champions zu erringen.

Disziplin 1: Schmecken

Jeder bekam eine entringte Hoyo de Monterrey Epicure No. 2 in einem versiegelten Tubo – und niemand erkannte sie. Ein ziemlicher Hammer … Die Ursachenforschung läuft noch. Da die Ergebnisse in wiederum verschlossenen Umschlägen abgegeben worden waren, erkannte man dies erst am Abend bei der Auswertung. Zumindest war die Vitola de galera (Robusto) erkannt worden, was zu einigen Ehrenpunkten in dieser Runde führte.

Disziplin 2: Wissen

30 Fragen in 30 Minuten – Hier brillierten allerdings alle Teams. Nur wenige Fragen wurden nicht oder falsch beantwortet. Wer den Fragebogen einmal selber ausfüllen möchte: Hier ist er.

Disziplin 3: Anzünden und Anschneiden

Ob Feuerzeug, Streichholz oder Fidibus: In einer angemessenen Zeit ist ein kreisrunder Brand mit kleinstmöglichem Rand zu produzieren, den man als Zuschauer auch als solchen erkennt. Die gesamte Brandfläche des Brandendes hat beim ersten Zug zu erglühen.

Eine zu bewältigendes Aufgabe, wenn man ein sogenanntes Jetflame-Feuerzeug benutzt. Mit einem sauberen (Gas) Flammen Feuerzeug geht es auch noch. Die hohe Kunst des Anzündens ist natürlich die mit einem Fidibus. Braucht man dann allerdings 5-10 Minuten, ist die Anerkennung wiederum nur minimal.

Zum Einsatz kamen alle drei Techniken – und jedes Mal wurde ein kreisrunder Anbrand produziert.

Disziplin 4: Pairing

Präsentiere eine Cigarre mit einem Getränk und begründe, warum gerade diese Kombination das Nonplusultra darstellt. Zweifellos der Höhepunkt des gesamten Wettbewerbes – insbesondere für die Zuschauer, die in den jweils 30 Minuten pro Team voll auf ihre Kosten kamen. Spätestens beim „Cocktail-Team“ kam auch die Jury in Wallung. Während der eine das Anzünden zelebrierte, wirbelte der andere mit Shaker und Flaschen umher, goss die geschüttelte Mixtur in ein Cocktailglas und streute mit eleganter Handbewegung Zimt auf das Getränk – es ist November und weihnachtet sehr. Für wenige Sekunden war die Jury sprachlos. 

Irgendwie hätte man merken können, dass an einer Wettbewerbs-Stelle vorher etwas völlig planwidrig verlaufen sein musst. Plötzlich stellte der Juror Uwe Naumann Fragen, die mit dem Pairing nichts zu tun hatten. „Wie lautet die vitola de galera (Fabrikname) der Hoyo de Monterrey Epicure No. 2? Welche Cigarren im Parejo-Format gibt es? Bei welchen Marken findet man ein Mareva-Format? Die meisten waren so überrascht, dass anfangs Schweigen herrschte. Nachdem man seine Überraschung abgeschüttelt hatte, kamen dann Antworten. Bis hin zum Kandidaten Michael Dittmer, der allerdings für seine überragenden Kenntnisse bekannt und spätestens seit diesem Wochenende bei Juroren auch gefürchtet ist. Juror Naumann biss sich an diesem Kandidaten die Zähne aus. Welche Wendung und Drehung er auch in seine Fragen brachte, welches noch so kleine Details er auch abfragte: Michael Dittmer antwortete: spontan, präzise und richtig. Irgendwann holte Juror Naumann tief Luft – und gab auf.

Das Team Lindemann (Marcel und Daniel) untermalte sein Pairing mit leiser cubanischer Musik. Hatten die Zuschauer zuvor noch hin und wieder getuschelt, so trat jetzt völlige Stille ein. 30 Minuten Malecon …

Maßstäbe setzend das Team Jensen|Schlüter. Mit der No. 1 waren sie die Ersten, die im öffentlichen Pairing-Teil auf- und antraten. Klassisch hanseatischer Stil, zurückhaltend und mit einem hochinteressanten Rum. Natürlich dem eines hanseatischen Cigarrenhändlers mit einem gehörigen Portwein-Anteil.

Wer täglich um die 500 Gäste zu verpflegen hat, hat leichte Vorteile, wenn es um kleine Details geht. Folglich servierte das Team Indermark|Linstaedt Stück dunkler Schokolade zum Rum und zur Cigarre. Selbst der geschulteste Gaumen wird hier aufmerksam.

Team Rehder|Tschetschorke beeindruckte mit einer 2019er-Kombination. Die Por Larrañaga mit dem Boxing-Date 2019 wurde mit einem italienischen Süßwein aus dem Jahr 2019 vorgestellt. Zur Cigarre immer etwas Süßes … Auch eine Idee für zu Hause.

Spätestens an dieser Stelle muss dem Habanos-Experten Waschulewski die Frage in den Kopf geschossen sein: Warum dürfen die Zuschauer eigentlich nicht mittrinken. Eine Frage, die sich auch die Organisatoren mittlerweile stellen.

Summa summarum: Nimmt man nur das Ergebnis (mit der Ehrennadel eines Habanos-Champions wurden ausgezeichnet: Dittmer|Hilmer, Lindemann|Lindemann und Rehder|Tschetschorke) so übersieht man das grandiose Wochenende auf Schloss Wendorf, wo in mondänem Ambiente cubanischer Cigarrenrauch durch die Räume waberte. Der Alleinimporteur für cubanische Cigarren will mit dem Team Lindemann|Lindemann bei der Habanos World Challenge anlässlich des Habanos-Festivals 2022 antreten. Dort sind die Anforderungen ein wenig anders. Als Wettbewerbssprache sind nur Spanisch und Englisch zugelassen und die Fragen können sich auch mal auf die Anzahl der Cigarren in der Kiste der ER Mexiko aus dem Jahre 2008 beziehen.

Foto 1: Die Jury (v. l. n. r.) Uwe Naumann (Habanos-Sommelier 2005), Barbara Leyva (Commercial Director Habanos) und Christoph Puszkar – mit besonderem Augenmerk auf die Habanos-World-Challenge

Foto 2: Habanos-Champions mit Organisator (v. l. n. r.): Daniel Lindemann, Marcel Lindeman, Andreas Hilmer, Gerhard Heimsath (Organisation) Michael Dittmer, Hartmut Tschetschorke und Dirk Rehder

Foto 3: Sie werden Deutschland bei der Habanos-World-Challenge 2022 auf Kuba vertreten: Daniel und Marcel Lindemann. (Alle Bilder: Pressefotografie Angelika Lindenbeck)

Alle Bilder: Pressefotografie Angelika Lindenbeck

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